Hannover (epd). Der Arbeitswissenschaftler Professor Axel Haunschild (55) hat klare Regeln für die Arbeit im Homeoffice gefordert. Viele Betriebe hätten wegen Corona das Arbeiten zu Hause ermöglicht und festgestellt, dass es funktioniert, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft an der Leibniz Universität Hannover der hannoverschen "Neuen Presse" (Dienstag): "Ein zurück in die Zeit vor Corona wird schwierig." Allerdings müssten Bedingungen für die Telearbeit neu ausgehandelt werden.
In vielen Unternehmen gebe es keine klaren Regeln für das Homeoffice. "Im Moment bewegen wir uns oft in einer Grauzone", sagte Haunschild. Die Arbeitskultur werde sich verändern müssen. Weil der Chef beim Homeoffice nicht mehr so die Möglichkeiten der Kontrolle habe, müsse die Arbeit ergebnisorientierter organisiert werden.
"Es gibt ganz klar eine größere Gefahr der Selbstausbeutung. Zudem gelingt es einigen nicht mehr, eine klare Linie zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen", beschriebt der Professor einen Nachteil der Telearbeit." Es bestehe weiter die Gefahr, dass vieles, was zum Beispiel zum Arbeitsschutz ausgehandelt wurde, jetzt über Bord geworfen werde. Das gelte auch mit dem Hinweis auf die Corona-Krise, in der viele Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten bis hin zur Existenzbedrohung zu kämpfen hätten.
Viele Menschen schafften mehr, wenn sie zu Hause in Ruhe arbeiten können, sagte der Experte. Dennoch sei die Präsenzkultur gerade bei Teamarbeit wichtig. "Teams, die sich schon gut kennen, können auch im Homeoffice funktionieren. Aber es ist eine andere Qualität." Vielen falle es leichter, sich zu öffnen oder ihre Kreativität einzubringen, wenn sie persönlich zusammenkommen. Er sehe für die Zukunft keine virtuelle Arbeitsgesellschaft, sagte Haunschild. "Es wird viel mehr Hybridlösungen geben, wo man einen Teil der Arbeit im Büro verbringt, einen Teil zu Hause."