Berlin (epd). Die Rolle Europas in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll nach Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestärkt werden. Spahn sagte am Montag in Berlin, während der in diesem Monat begonnenen deutschen EU-Ratspräsidentschaft solle es ein koordiniertes, verstärktes Engagement geben "mit einer europäischen Stimme", auch um die Reform der Institution voranzutreiben. Die Corona-Pandemie könne dafür eine Chance sein. Er betonte zugleich, dass Deutschland in diesem Jahr mit mehr als 500 Millionen Euro der größte staatliche Geldgeber sei.
Nach Ansicht der Bundesregierung müssen Strukturen der WHO verbessert werden, damit die Organisation die Reaktion auf globale Gesundheitskrisen koordinieren kann. Spahn sagte, der Notfallbereich müsse unabhängiger werden von politischen Fragen. Die Finanzierung müsse zudem so erfolgen, dass die Rolle nichtstaatlicher Geldgeber weniger stark werde.
In der vergangenen Woche hatten die USA ihren angekündigten Austritt aus der Organisation eingeleitet. Der US-Austritt kann damit in einem Jahr, am 6. Juli 2021, in Kraft treten. US-Präsident Donald Trump hatte die WHO in den vergangenen Monaten mehrfach attackiert. Die Organisation habe zusammen mit China versucht, den Ausbruch der Krankheit Covid-19 zu vertuschen und trage somit eine Mitschuld an der globalen Ausbreitung, sagte er. Unter den 194 WHO-Mitgliedern waren die USA bislang der größte Beitragszahler. Spahn betonte, Deutschland habe ein großes Interesse daran, dass die USA Mitglied bleibe.
Die WHO hat indes angekündigt, ihren Umgang mit dem Coronavirus auf den Prüfstand zu stellen, um Lehren für die Zukunft zu ziehen.