Augsburg (epd). Die Deutsche Krebshilfe warnt wegen Zehntausender durch Corona ausgefallener Krebsoperationen, Diagnosen sowie Früherkennungen vor fatalen Folgen für die Patienten. Vorstandsvorsitzender Gerd Nettekoven sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Montag), er gehe von gut 50.000 nicht vorgenommenen Krebsoperationen während der Pandemie aus. Das sei fast ein Viertel aller Krebsoperationen: "Unsere große Sorge ist, dass nicht alles, was verschoben worden ist, auch medizinisch vertretbar war."
Die deutschen Kliniken und Arztpraxen schöben jetzt eine "Bugwelle von verschobenen therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen" vor sich hier. Das könne irgendwann "zu lebensbedrohlichen Situationen für Krebspatienten" führen.
Außerdem wies der Krebshilfe-Chef die Darstellung von Politik und Verbänden zurück, die Patienten selbst und deren Ängste vor Corona seien für die ausgefallenen Operationen und Behandlungen verantwortlich.
"Wenn in großen Kliniken Versorgungskapazitäten zurückgefahren werden, führt das natürlich dazu, dass weniger Patienten versorgt werden", sagte Nettekoven. Wenn 50.000 Krebs-OPs ausgefallen seien, habe das nichts damit zu tun, dass "Patienten nicht ins Krankenhaus gekommen wären". Er forderte die Politik auf, aus den Erfahrungen zu lernen. Sollte es zu einer zweiten Corona-Infektionswelle kommen, dürfe dies auf die Vorsorge und Behandlung bei Krebserkrankungen nicht wieder solche Auswirkungen haben.