Berlin, São Paulo (epd). Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien ist auf mehr als 70.000 gestiegen. Binnen 24 Stunden starben 1.270 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Infektion, wie die Zeitung "Folha de São Paulo" am Freitagabend (Ortszeit) meldete. Insgesamt haben sich in dem südamerikanischen Land mehr als 1,8 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Präsident Jair Bolsonaro hatte am Dienstag seine eigene Corona-Infektion bekannt gegeben, verharmlost aber weiter die Pandemie.
Brasilien ist weltweit nach den USA am schwersten von der Pandemie betroffen. Laut Experten liegt die Zahl der Infizierten mindestens sieben Mal höher, da Brasilien über sehr geringe Testkapazitäten verfügt.
Bolsonaro hat sich nach seiner Infektion aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, postet aber täglich Videos über seinen Gesundheitszustand. So zelebriert er vor laufender Kamera die Einnahme des umstrittenen Malariamedikaments Hydroxychloroquin. Wie US-Präsident Donald Trump setzt er auf die Wirkung des Medikaments, das sich in Studien allerdings als wirkungslos bei einer Corona-Infektion herausstellte. Ärzte warnen vor einer Einnahme.
Trotz der dramatischen Situation mit mehr als 45.000 Neuinfektionen pro Tag in Brasilien verfügte der Gouverneur des am schwersten von der Pandemie betroffenen Bundesstaates São Paulo, João Doria, weitere Lockerungen. Der Straßenhandel ist wieder erlaubt, Büros und Parks sind wieder offen. Restaurants und Shoppings konnten schon vorher wieder öffnen. Nur noch in einigen Orten und damit für 17 Prozent der Einwohner des Bundesstaates gelten strikte Ausgangsbeschränkungen. "Alle müssen sich aber bewusst sein, wer zu Hause bleiben kann, sollte das", sagte Doria.