Frankfurt a.M., Manaus (epd). Die Hilfsorganisation World Vision hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus ein Krankenhausschiff in entlegene Regionen des Amazonasgebiets in Brasilien geschickt. Im Bundesstaat Amazonas gebe es viele Corona-Infizierte auch unter der indigenen Bevölkerung, die oft weit entfernt von einer Gesundheitsstation oder einem Krankenhaus leben, teilte die Organisation am Donnerstag in Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main mit. Das "Solidaritätsschiff" sei seit 6. Juli unterwegs und befinde sich in der Nähe der Millionenstadt Manaus.
Am Mittwoch zog der selbst infizierte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro erneut Kritik auf sich, weil er sein Veto gegen ein Gesetz zum Schutz der Indigenen und traditionellen Gemeinschaften vor Corona einlegte. Vorgesehen war, dass diese Bevölkerungsgruppen im Zuge der Corona-Maßnahmen mit Trinkwasser, Essen und Hygiene-Artikeln versorgt werden sollten. Auch sollten mehr Intensivbetten und Beatmungsgeräte bereitgestellt werden. Der Dachverband der indigenen Völker Brasiliens kritisierte das Veto als "Kriegserklärung" gegen Menschen, die besonders anfällig für das Virus seien.
Bolsonaro verharmlost die Krankheit Covid-19 seit langem und widersetzt sich Schutzmaßnahmen. Nach Angaben der Johns Hopkins Universität weist Brasilien mehr als 1,7 Corona-Infektionen und rund 68.000 Todesfälle auf. Das sind weltweit die zweithöchsten Zahlen nach den USA. Bis Ende Juni 2020 hatte der Dachverband der indigenen Völker 9.529 Corona-Infektionen unter Ureinwohnern gezählt. 386 sind demnach gestorben.
Die Grünen-Bundestagsabgeordneten Kai Gehring und Omnid Nouripour forderten die Bundesregierung auf, die die Indigenenpolitik Bolsonaros im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen auf die Tagesordnung zu setzen und klar zu verurteilen.