Düsseldorf (epd). Projekte, die sich gegen Antisemitismus und für eine Erinnerung an den Holocaust einsetzen, sind nach Angaben der Initiatoren durch die Corona-Pandemie stark in ihrer Arbeit eingeschränkt worden. Unter anderem seien zahlreiche "Stolperstein"-Termine abgesagt worden, sagte Katja Demnig vom Stolperstein-Projekt am Mittwochabend in einer Online-Diskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung. "Angehörige der Opfer hatten sich aus der ganzen Welt angesagt, um zusammen mit Schülerinnen und Schülern, die das Leben der jeweiligen Menschen erforscht hatten, ihrer getöteten Verwandten zu gedenken."
Demnigs Mann, der Kölner Künstler Gunter Demnig, hatte die Stolperstein-Aktion im Jahr 1996 gegründet. Er verlegt die kleinen quaderförmigen Gedenksteine jeweils am letzten Wohnort von Verfolgten des NS-Regimes.
Die Begegnung der Angehörigen mit Jugendlichen, die sich mit dem Leben verfolgter jüdischer Menschen beschäftigt hätten, sei ein wichtiger Teil des Projekts, sagte Demnig. "Die Magie dieser Treffen entsteht nur, wenn die Menschen tatsächlich gemeinsam vor den Häusern stehen und den Stolperstein einsetzen." Eine Übertragung ins Internet könne das nicht aufwiegen. Demnig beklagte zudem, dass Stolpersteine in letzter Zeit aus den Gehwegen gerissen und zerstört würden.
Auch der Berliner Rapper Ben Salomo sagte, er brauche den persönlichen Kontakt mit Jugendlichen in Schulen, mit denen er über seine Erfahrungen mit antisemitischen Äußerungen spricht. "Nur wenn ich persönlich in einer Klasse bin, vertrauen mir Jugendliche zum Beispiel an, was sie aushalten, wenn ihre Eltern rechtsgerichtete politische Meinungen äußern", sagte Salomo. Dieses Vertrauen entstehe bei Kontakten über soziale Medien im Netz nicht.
Im Kampf gegen Antisemitismus sollten schon in Kindergärten und Grundschulen alle Religionen als gleichberechtigt und gleichwertig dargestellt werden, betonte Salomo. "Kinder sollten Juden zuerst als normale Menschen und nicht nur als Opfer des Holocaust kennenlernen."