Berlin, São Paulo (epd). Trotz seiner Corona-Infektion will der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro die Amtsgeschäfte weiter aus dem Präsidentenpalast in Brasília führen. "Ich werde mit Video-Konferenzen weitermachen und auch Papiere unterzeichnen", sagte der 65-Jährige am Dienstagabend (Ortszeit) laut der Tageszeitung "Folha de São Paulo". Alle persönlichen Treffen seien jedoch für die nächsten zwei Wochen abgesagt. Bolsonaro hatte am Dienstag seinen positiven Test auf Covid-19 bekanntgegeben. Zuvor waren bei ihm Symptome wie leichtes Fieber, Gliederschmerzen und Husten aufgetreten.
Vor TV-Kameras sagte Bolsonaro, dass es ihm gutgehe. Er sei früher schließlich Athlet gewesen. Der Staatschef bestätigte auch, dass er das Medikament Hydroxychloroquin einnehme. Das Malaria-Mittel gilt allerdings aktuellen Studien zufolge als nicht wirksam bei einer Covid-19-Infektion. Auch US-Präsident Donald Trump gilt als Verfechter des umstrittenen Medikaments.
Brasilien hat mehr als 1,7 Millionen erfasste Corona-Infektionen mit fast 67.000 Toten und ist damit nach den USA weltweit am schwersten von der Pandemie getroffen. Trotz der dramatischen Situation hatte Bolsonaro die Pandemie kontinuierlich als "kleine Grippe" verharmlost. Er widersetzte sich den Abstands- und Maskenregeln sowie anderen Hygienemaßnahmen.
Derweil steigen die Infektions- und Sterbezahlen unter den rund 210 Millionen Einwohnern Brasiliens weiter dramatisch an. Am Dienstagabend wurden allein in 24 Stunden 1.312 Tote nach einer Corona-Infektion gemeldet. Experten gehen davon aus, das die wahren Zahlen um ein Vielfaches höher sind, da sehr wenig getestet wird.