Berlin (epd). Der Paritätische Gesamtverband hat gemeinsam mit der Initiative Sanktionsfrei eine Kampagne zur Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen und für eine Anhebung der Regelsätze auf mindestens 600 Euro gestartet. Auf Großplakaten, die in den kommenden zehn Tagen bundesweit unter anderen an S- und U-Bahnhöfen aushängen, sollen unter dem Motto "HartzFacts" auch Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Beziehern ausgeräumt werden, wie die beiden Organisationen am Dienstag in Berlin ankündigten.
Nach einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa vom März 2020 seien Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Beziehern in der Bevölkerung nach wie vor weit verbreitet, hieß es. So glaubten 45 Prozent der Befragten, dass Hartz-IV-Bezieher bei der Job-Auswahl zu wählerisch seien, etwas über die Hälfte neige der Aussage zu, Hartz-IV-Bezieher hätten "nichts Richtiges" zu tun.
Dem gegenüber stünden statistische Fakten, nach denen nur rund ein Viertel der Hartz-IV-Bezieher tatsächlich arbeitslos sei. Der Großteil sei erwerbstätig, in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen oder mit der Pflege oder Erziehung von Angehörigen beschäftigt und stehe daher dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zur Verfügung.
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, kritisierte die Pläne zur Neuregelung der Regelsätze zum 1. Januar 2021 "als absolut unzureichend". Der Betrag, der im Durchschnitt der Befragten für nötig erachtet werde, liege mit 728 Euro um 66 Prozent über dem geplanten Regelsatz.