Berlin (epd). Für Gesundheitshilfsmittel wie etwa Hörgeräte oder Prothesen haben Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr insgesamt 692,1 Millionen Euro Mehrkosten gezahlt. Vor allem bei Hörgeräten entschieden sich Betroffene häufig für eine nicht vollständig von der Krankenkasse bezahlten Ausstattung, heißt es in einem Bericht des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) über den die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) berichteten. Demnach entfielen mit 445 Millionen Euro fast zwei Drittel der Mehrkosten auf Hilfen zum Hören.
Die Krankenkassen registrierten den Angaben zufolge bei jeder zweiten Versorgung mit Hörgeräten Mehrkosten, die der Empfänger zahlte. Im Schnitt lägen diese bei 1.082 Euro pro Versichertem. Bei der gesamten Versorgung mit Gesundheitshilfsmitteln müssten Betroffene in jedem fünften Fall Mehrkosten selber tragen, hieß es. Das betreffe somit 5,9 von 29,4 Millionen Fällen. Für den Bericht hat der GKV-Spitzenverband den Angaben zufolge rund 95 Prozent der Abrechnungsdaten von Versorgungsfällen aus dem Jahr 2019 ausgewertet.
Die Krankenkassen erklärten, dass sich Versicherte freiwillig für Modelle entschieden, bei denen sie Mehrkosten tragen. "In manchen Fällen ist und bleibt es eine schwierige Abgrenzung zwischen dem, was medizinisch notwendig ist und damit solidarisch finanziert wird, und dem, was mehr in den Bereich der Komfortleistungen gehört", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Gernot Kiefer, den Funke-Zeitungen. Bei Hörhilfen hätten etwa alle Versicherten eine Recht auf eine mehrkostenfreie Versorgung. Der "perfekte Klang für einen Opernbesuch" sei allerdings eine Komfortleistung, für die Mehrkosten anfallen könnten.