Saarbrücken (epd). Ein weiterer Beschuldigter ist im Zusammenhang mit den Ermittlungen der Sonderermittlungseinheit "BAO Berg" zum Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach in Untersuchungshaft genommen worden. Das Amtsgericht Saarbrücken habe im Verfahren mit dem Aktenzeichen 83 Js 76/20 Haftbefehl gegen einen 22-jährigen Deutschen wegen des dringenden Tatverdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in sechs Fällen erlassen, teilte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken am Mittwoch mit.
Der Beschuldigte soll im Zeitraum 2018 und 2019 im Saarland entsprechende Taten an einem heute elfjährigen Kind begangen haben. Mindestens zwei der Taten soll der Beschuldigte aufgenommen haben. Die Videos soll er dann an einen gesondert verfolgten Dritten gesendet haben.
Der Beschuldigte wurde den Angaben nach am Mittwochmorgen identifiziert und unmittelbar im Saarland festgenommen. Das Amtsgericht habe die Haftgründe der Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr und der Wiederholungsgefahr erkannt und deshalb Haftbefehl erlassen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der Beschuldigte befindet sich in Untersuchungshaft.
Das Verfahren steht im Zusammenhang mit gesonderten Ermittlungen der "BAO Berg" sowie der bei der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) in Nordrhein-Westfalen eingerichteten Task Force zur Bekämpfung des "netzkonnexen Kindesmissbrauchs". Den Ermittlern dort waren die Videos im Zuge von Ermittlungen gegen deren Empfänger aufgefallen.
Polizeibeamte der BAO Berg ("Besondere Aufbauorganisation") sind seit Oktober vergangenen Jahres in dem bundesweiten Missbrauchskomplex mit der Auswertung gigantischer Datenmengen und Zeugenvernehmungen beschäftigt. Derzeit werten Ermittler der BAO und der ZAC NRW unter der Leitung des Kölner Oberstaatsanwalts Markus Hartmann rund 30.000 Spuren und Hinweise aus dem Internet und Chatverläufen auf mögliche Täter aus. Der Komplex war mit der ersten Durchsuchung bei einem Hauptverdächtigen in Bergisch Gladbach ins Rollen gekommen. Die Ermittler konnten bislang über 40 Opfer im Alter von drei Monaten bis 14 Jahren identifizieren. Acht Menschen sind bislang angeklagt, beschuldigt insgesamt 52. In Untersuchungshaft befanden sich mit Stand 25. Juni elf Menschen. Mit dem Beschuldigten aus dem Saarland beträgt die Zahl nun zwölf.