Landau (epd). Vor allem an Müttern hängt die Lernbetreuung ihrer Kinder beim Homeschooling in der Corona-Krise. Mit über 80 Prozent seien Frauen für das häusliche Lernen ihres Nachwuchses zuständig, ergab eine bundesweite Studie über das Homeschooling in Deutschland, die die Universität Koblenz-Landau am Mittwoch in Landau vorlegte.
Insgesamt habe für Eltern der zeitliche Umfang der Lernbetreuung deutlich zugenommen: Gaben vor der Pandemie knapp die Hälfte der Eltern an, maximal 30 Minuten mit den Schulaufgaben des Kindes verbracht zu haben, sind es nun bei 24 Prozent der Befragten bis zu einer Stunde. 26,7 Prozent der Eltern bringen sich bis zu zwei Stunden ein, 25 Prozent investieren gar bis zu drei Stunden täglich.
Die Studie "HOMEschooling 2020" stellt nach Angaben der Universität dar, wie sich die Corona-bedingte Schließung der allgemeinbildenden Schulen am 16. März und das Unterrichten zu Hause auf die Eltern ausgewirkt hat. Zwischen Anfang April und Anfang Mai nahmen 4.230 Eltern an der Befragung teil, davon größtenteils Mütter.
Die Mehrheit der Eltern wünsche sich bei der Lernbetreuung zu Hause mehr Rückmeldungen durch die Lehrkräfte, sagte die Bildungsforscherin Anja Wildemann von der Universität Koblenz-Landau. Sie leitet mit Ingmar Hosenfeld vom dortigen Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) die Studie. Bei der Aufgabenübermittlung durch die Lehrerinnen und Lehrer gebe es keinen regelmäßigen Rhythmus, kritisierte demnach die Hälfte der befragten Eltern. Auch seien die Lernaufträge nur wenig abwechslungsreich. Positiv empfinden die Eltern mehrheitlich die Klarheit der Aufgabenstellung, die den Kindern ein selbstständiges Arbeiten ermögliche.
Die Lernmotivation ihrer Kinder und Jugendlichen beim Homeschooling beurteilten die Eltern jeweils zur Hälfte unterschiedlich: 48,5 Prozent des Nachwuchses ist demnach sehr oder ziemlich motiviert, bei 51,1 Prozent fehlt es an Motivation. Knapp 60 Prozent der Eltern geben an, dass sich ihre Kinder nicht mit Mitschülern austauschten. Eine Lernunterstützung der Kinder durch die Lehrkräfte findet nach Angaben von fast zwei Dritteln der Befragten vor allem durch E-Mail-Kontakt statt.
Das Forscher-Team empfiehlt den Lehrkräften für weiteres Homeschooling oder für einen Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht, die Schulaufgaben in Wochenplänen in einem festen Rhythmus zu übermitteln. Dies helfe den Kindern und Jugendlichen bei einem selbstregulierten Lernen und entlaste die Eltern.