Frankfurt a.M., Havanna (epd). Mit einem Großaufgebot hat die kubanische Polizei am Dienstag (Ortszeit) in der Hauptstadt Havanna eine Demonstration gegen Polizeigewalt und Rassismus verhindert. Auch in anderen Städten sei durch repressive Maßnahmen dafür gesorgt worden, dass keine Aufmärsche stattfinden konnten, berichtete das Nachrichtenportal "CiberCuba". Mehrere Aktivisten, Künstler und Journalisten seien festgenommen worden.
Anlass der geplanten Protestaktionen war der Tod eines 26-jährigen dunkelhäutigen Mannes, der am Mittwoch vergangener Woche von einem Polizisten erschossen wurde. Offiziellen Angaben zufolge wurde Hansel Ernesto Hernández Galiano bei einem Diebstahl erwischt und auf der Flucht von einem Polizeibeamten aus Notwehr getötet. Angehörige sprechen von Mord, da das Opfer keine Waffe getragen habe.
Nach Angaben der Rechtsanwältin Laritza Diversent standen vor den Wohnungen von mindestens 40 Personen Beamte, um zu verhindern, dass sie zu der geplanten Demonstration gehen konnten. In Santiago de Cuba wurden der bekannte Oppositionelle José Daniel Ferrer sowie sein Sohn vorläufig festgenommen, in Havanna die Künstlerin Tania Bruguera.
Die in Miami ansässige Interamerikanische Pressegesellschaft (SIP) kritisierte die Belästigungen und Festnahmen von Journalisten und Aktivisten als Versuch, friedlichen Protest zu unterdrücken. Mit Blick auf den von einem Polizisten getöteten US-Amerikaner George Floyd, über den in Kuba ausführlich berichtet wurde, wolle man Kritik an ähnlichen Vorfällen im eigenen Land zum Schweigen bringen, sagte SIP-Sprecher Roberto Rock.