Wiesbaden (epd). Vor den jüngsten Skandalen in der deutschen Fleischindustrie hat die Branche ihren Umsatz deutlich gesteigert. Von Januar bis April 2020 erhöhten sich die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,8 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Im März 2020 erzielte das Schlachterei- und Fleischverarbeitungsgewerbe einen Umsatzrekord von 3,9 Milliarden Euro. Das war der höchste Monatswert seit Bestehen der Erhebung. Als Grund nannten die Statistiker einen Höchststand bei der Ausfuhr von Schweinefleisch nach China.
Aufgrund der in China seit 2018 grassierenden Afrikanischen Schweinepest sei dort die Nachfrage nach Fleischimporten stark gestiegen, hieß es. In der Folge hätten sich die Erzeugerpreise für Schweinefleisch erhöht, was für den Umsatzrekord im März 2020 gesorgt habe. Trotz der Corona-Pandemie hätten sich die Exporte von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mengenmäßig mehr als verdoppelt (auf 158.000 Tonnen) und wertmäßig mehr als verdreifacht (424 Millionen Euro).
Mit den Umsatzzuwächsen der Branche setzte sich den Angaben zufolge ein Trend fort. Im Jahr 2019 hatten die 563 Betriebe mit 50 oder mehr Beschäftigten rund 39,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 7,9 Prozent.
Von März 2020 auf April 2020 gingen die Umsätze um 12,1 Prozent zurück, erreichten aber immer noch das Niveau des Vorjahresmonats, wie es weiter hieß. Insgesamt hatte die Fleischindustrie im Jahr 2019 einen Anteil von 27,5 Prozent am Umsatz des Ernährungsgewerbes.
Seit mehreren Corona-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben steht die deutsche Fleischwirtschaft verstärkt in der Kritik. Unter anderem wurden in einem Werk des westfälischen Unternehmens Tönnies mehr als 1.550 Beschäftigte positiv auf das Virus getestet. Kritisiert wurden nach dem Ausbruch der Umgang mit Arbeitskräften und auch deren Unterbringung.