Frankfurt a.M., Manila (epd). Im "Krieg gegen die Drogen" der philippinischen Regierung werden auch Kinder getötet. Mindestens 122 Minderjährige seien zwischen Juli 2016 und Dezember 2019 Opfer von Polizisten und anderen Bewaffneten geworden, erklärten die Weltorganisation gegen Folter (OMCT) und die philippinische Kinderrechtsorganisation CLRDC am Dienstag. Die Getöteten seien zwischen einem und 17 Jahre alt gewesen. Dabei werde nur ein Bruchteil der tatsächlichen Todesopfer bekannt, heißt es in einem entsprechenden Bericht.
Von den bekannten Opfern wurden der Untersuchung zufolge 47 von Polizisten umgebracht und 75 von nicht identifizierten Bewaffneten, die in vielen Fällen ebenfalls Verbindungen zur Polizei hätten. Ein Teil der Kinder und Jugendlichen sei entweder direkt zur Zielscheibe oder als Zeugen getötet worden, erklärten die beiden Organisationen. Andere wiederum seien einer Verwechslung zum Opfer gefallen.
Präsident Rodrigo Duterte hatte den sogenannten Krieg gegen die Drogen kurz nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren begonnen und zur Ermordung mutmaßlicher Rauschgifthändler aufgerufen. Menschenrechtler kritisieren jedoch systematische Hinrichtungen zahlreicher unschuldiger Opfer, vor allem von Slumbewohnern.
Nach Behörden-Angaben wurden insgesamt mindestens 8.663 Menschen getötet, wie aus einem Anfang Juni veröffentlichte UN-Bericht hervor ging. Kritiker schätzen die Zahl der Ermordeten hingegen auf mehr als dreimal so hoch. Die Behörden rechtfertigen etliche Tötungen von Minderjährigen als "Kollateralschäden". Die Organisationen forderten eine unabhängige Untersuchung der Ermordungen. Dass die Täter straffrei ausgingen, befeuere den Kreislauf der Gewalt und damit auch den Krieg gegen Kinder.