Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für grundlegende politische und gesellschaftliche Veränderungen nach der Corona-Krise ausgesprochen. "Ich bin überzeugt: Wir brauchen diesen Willen zum Umsteuern", sagte Steinmeier am Montag in Schloss Bellevue in Berlin. Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Gesellschaft habe im Zuge der Pandemie bereits begonnen. Es sei aber offen, ob der Wille zum Umsteuern auch nach der Krise Bestand haben werde.
Als Beispiele für notwendige Veränderungen nannte Steinmeier die Klimapolitik, die Zukunft der Europäischen Union, die Sicherung von Frieden und Gesundheit und die Schaffung von mehr globaler Gerechtigkeit. Zugleich hob er hervor, die Corona-Krise habe gezeigt, dass die Demokratie schnell und entschieden auf existenzielle Bedrohungen reagieren könne. Der Bundespräsident sprach beim neunten "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie".
Steinmeier äußerte die Überzeugung, dass sich Bürgerschaft und Politik in der Corona-Krise "ein Stück nähergekommen" seien. "In einer Zeit beunruhigender Unsicherheit haben wir gesehen, dass viele Menschen in unserem Land Vertrauen in die demokratischen Institutionen haben", unterstrich der Bundespräsident laut Redetext. In manchen Teilen der Gesellschaft sei der Glaube an Vernunft und Diskurs aber brüchig geworden, erklärte Steinmeier mit Blick auf Anfeindungen von Wissenschaftlern und die Verbreitung von Verschwörungstheorien.