Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien breiten sich die Corona-Infektionen von den Metropolen immer mehr ins Landesinnere mit oftmals schlechter Gesundheitsversorgung aus. Mit den Lockerungen von Quarantänemaßnahmen sei die Zahl der Todesfälle im Bundesstaat São Paulo überproportional angestiegen, berichtete die Zeitung "Folha de São Paulo" am Sonntagabend (Ortszeit). Eine ähnliche Entwicklung gibt es in den Bundesstaaten Rio de Janeiro, Minas Gerais und Pará im Amazonasgebiet. Da viele Orte über keine Hospitäler verfügen, gehen Gesundheitsexperten zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Bestätigt wurden in Brasilien bislang an die 60.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona und mehr als 1,3 Millionen Infektionen.
Trotz der weiteren Ausbreitung des Virus gestattete der Bürgermeister von Rio de Janeiro, Marcelo Crivella, weitere Öffnungen. So können jetzt Geschäfte, Schönheitssalons und Fitnessstudios wieder besucht werden. Auch die Strände sind offen. Ab 1. August soll auch wieder Unterricht in den staatlichen Schulen stattfinden. In São Paulo sind auch Geschäfte wieder offen, allgemeine Quarantänemaßnahmen wurden jetzt aber bis zum 14. Juli für den gesamten Bundesstaat verlängert.
Brasilien ist nach den USA am stärksten von der Pandemie betroffen. Im Durchschnitt starben in den vergangenen zwei Wochen rund 1.000 Menschen pro Tag im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion. Trotz der dramatischen Situation verharmlost Präsident Jair Bolsonaro weiter Covid-19 und fordert die Regionalregierungen auf, alle Ausgangsbeschränkungen und Quarantänemaßnahmen zu beenden. Der WHO warf er "überzogene Maßnahmen" im Kampf gegen die Pandemie vor.