Oelde (epd). Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat die Arbeits- und Wohnbedingungen der überwiegend aus Bulgarien und Rumänien stammenden Arbeiter in den Fleischfabriken des Landes kritisiert. Die Werkverträge seien ihm schon lange ein Dorn im Auge, sagte Laumann am Samstag beim Besuch einer vom Kreis Warendorf eingerichteten Corona-Teststelle in Oelde. Weil es sich bei den Wohnungen und Unterkünften der Mitarbeiter nicht um Werkswohnungen handele, habe der Arbeitsschutz dort keine Handhabe für Kontrollen.
Laumann beklagte, dass bislang alle Initiativen zum Verbot von Werkverträgen am Widerstand der Fleischindustrie und ihrer Lobby gescheitert seien, selbst von seiner eigenen Partei sei er immer wieder ausgebremst worden. Auch die Gesellschaft habe sich bislang nicht sonderlich für die Menschen interessiert, die in der Fleischindustrie arbeiten. Jetzt sei er aber zuversichtlich, dass der Bundestag nach der Sommerpause gesetzliche Regelungen auf den Weg bringen werde, die die Werkverträge in der Fleischbranche verbieten.
Der Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) nannte es einen unhaltbaren Zustand, dass eine Firma wie der Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück keinen Betriebsrat habe. Es sei notwendig, dass sich die Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisierten, um ihren Interessen zu vertreten.
Laumann wollte sich in Oelde auch einen Eindruck von den Corona-Tests vor Ort verschaffen, zuvor hatte er bereits den Kreis Gütersloh besucht. Die Landesregierung hat wegen des Corona-Ausbruchs im Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück einen weitgehenden Lockdown über die Kreise Gütersloh und Warendorf verhängt, der zunächst bis Dienstag befristet ist. Anfang der Woche will das Landeskabinett entscheiden, wie es weitergeht.