Schloß Holte-Stukenbrock (epd). Der geplante Ausbau der NS-Gedenkstätte "Stalag 326" im westfälischen Schloß Holte-Stukenbrock zu einer internationalen Begegnungs- und Bildungsstätte wird laut Expertenschätzungen mehr als 60 Millionen Euro kosten. Für den Betrieb müssten rund 5,6 Millionen Euro im Jahr eingeplant werden, erklärte die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Barbara Rüschoff-Parzinger, am Freitag. Das sei "absolut im Rahmen vergleichbarer Gedenkstätten nationaler Bedeutung". Man rechne mit jährlich bis zu 200.000 Besuchern.
Hintergrund ist eine Machbarkeitsstudie, die der Landschaftsverband beim Stuttgarter Planungsbüro in Auftrag gegeben hat. Sie soll im Sommer vorliegen und Grundlage für einen Förderantrag beim Bund im Herbst sein, hieß es. Das Projekt wird neben dem LWL vom Land Nordrhein-Westfalen dem Kreis Gütersloh, der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und dem Stalag-Förderverein unterstützt.
Das vor 75 Jahren befreite "Stammlager 326" war während des Zweiten Weltkrieges das wahrscheinlich größte Lager der Wehrmacht für sowjetische Kriegsgefangene und Verschleppte im Gebiet des damaligen Deutschen Reiches. In der Zeit zwischen 1941 und 1945 durchliefen etwa 300.000 Gefangene das "Stalag 326" zur Musterung von Zwangsarbeit im Ruhrbergbau, auf Höfen und in Fabriken. Schätzungen zufolge starben bis zu 65.000 aufgrund der katastrophalen Lagerbedingungen, in einem nah gelegenen Lazarett und den Arbeitskommandos. Auf einem Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer in Stukenbrock sind mindestens 16.000 Tote begraben.
Seit 1996 informiert auf dem ehemaligen Lagergelände eine Gedenkstätte über die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers anhand von alten Dokumenten, Filmmaterial, Dias und Zeugenaussagen. In den kommenden Jahren soll der vergleichsweise kleine Erinnerungsort, der sich auf dem Gelände einer Landespolizeischule befindet, mit einer Neukonzeption überregional bekannter gemacht werden.
Bei den Überlegungen werde ein großes Gewicht auf das Archiv des Stalag gelegt, das über sehr erhaltene Fotos und Filme als Quellen verfüge, erläuterte Rüschoff-Parzinger die Pläne. Ein weiteren Schwerpunkt bilde die digitale Vermittlung, die Erinnerungsarbeit in der Region und darüber hinaus erleichtere.