Essen (epd). Nach einer Studie des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung bekommen Privatpatienten häufiger und im Schnitt doppelt so schnell einen Termin bei Fachärzten wie Mitglieder der gesetzlichen Krankenkasse. Das hätten Testanfragen bei knapp 1.000 Facharztpraxen in Deutschland gezeigt, teilte die Forschungseinrichtung am Donnerstag in Essen mit. Danach mussten gesetzlich Versicherte im Durchschnitt 25 Tage auf einen Termin warten, bei Privatversicherten betrug die Wartezeit zwölf Tage.
Für die Studie hatte eine Testperson den Angaben zufolge zwischen April 2017 und Mai 2018 telefonisch Termine für Allergietests, Hörtests und Magenspiegelungen bei bundesweit etwa Tausend Facharztpraxen angefragt. Jede Praxis sei im Abstand von einigen Wochen zweimal von der gleichen Testperson angerufen worden. Dabei sei der Versicherungsstatus immer genannt worden.
Insgesamt sei 85 Prozent aller fiktiven Patientinnen und Patienten ein konkreter Termin angeboten worden, hieß es. Dabei sei für Privatversicherte die Wahrscheinlichkeit sieben Prozent höher gewesen, einen Termin zu bekommen, so die Forscher.
"Unsere Studie bestätigt den Verdacht, dass Privatpatienten von vielen Fachärzten bevorzugt werden", erklärte RWI-Gesundheitsökonom Ansgar Wübker, einer der Autoren der Studie. "Die Ergebnisse legen nahe, dass die höhere Vergütung der Hauptgrund für die Bevorzugung von Privatversicherten ist."
So sei die Differenz bei der durchschnittlichen Wartezeit auf Termine für Magenspiegelungen und Allergietests besonders große gewesen. Für diese Untersuchungen seien auch die Vergütungsunterschiede zwischen Privat- und gesetzlich Versicherten am größten.