Düsseldorf (epd). Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies weitreichende Änderungen in der Branche angemahnt. Das System der industriellen Schlachtung und der Arbeitsverhältnisse, die dort herrschten, könne keine Zukunft haben, sagte Laumann am Mittwoch in einer aktuellen Stunde des Düsseldorfer Landtages zum Thema.
"Dieses System ist schlecht und hat mit einer humanen Arbeitswelt nichts zu tun", kritisierte der Minister. Notwendig für eine bundesweite Änderung seien entsprechende neue gesetzliche Regelungen. Laumann machte deutlich, dass die Etablierung industrialisierter Schlachtung Folge des in den 1970er Jahren begonnenen Verschwindens von mittelständisch geprägten Schlachthof-Strukturen gewesen sei. Diese Entwicklung sei auch mit Blick auf die damit verloren gegangene regionale Vermarktung von Tieren ein Fehler gewesen.
Beim Fleischfabrikanten Tönnies im westfälischen Rheda-Wiedenbrück waren bis Dienstagnachmittag mehr als 1.500 Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Der zuständige Kreis Gütersloh hatte die 7.000 Beschäftigten und das Management per Verordnung unter Quarantäne gestellt. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte am Dienstag für die Kreise Gütersloh und Warendorf Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit Kontaktverboten und der Schließung von Bars sowie Kultur- und Sporteinrichtungen bis zum 30. Juni verhängt.