Berlin (epd). Ein Durchschnittsverdiener muss heute länger als 27 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, um eine Rente in Höhe des Existenzminimums zu erhalten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte am Mittwoch in Berlin Berechnungen, wonach der Abstand zwischen Rente und Grundsicherung kleiner wird. Vor 20 Jahren erreichte ein Durchschnittsverdiener das Grundsicherungsniveau nach 23,2 Beitragsjahren. 2018 musste er dafür schon vier Jahre länger, nämlich 27,4 Jahre lang Beiträge zahlen.
Wie sich das Verhältnis einer Durchschnittsrente zum staatlich gewährten Existenzminimum weiter entwickelt, hängt der DIW-Studie zufolge vor allem von den Wohnkosten in den Ballungsgebieten ab. Je stärker die Mieten steigen, desto länger muss ein Durchschnittsverdiener Rentenbeiträge zahlen, um auf den Betrag zu kommen, der ihm als Grundsicherungsempfänger im Alter zustünde. Denn in der Grundsicherung werden in einem gesetzlich beschränkten Rahmen die Wohn- und Heizkosten vom Amt bezahlt.
Die DIW-Forscher gehen davon aus, dass sich in den kommenden fünf Jahren das Verhältnis eher zugunsten der Altersrenten entwickelt, dabei sind aber mögliche Einbrüche durch die Corona-Folgen nicht berücksichtigt. Von 2025 an werden aber den Prognosen zufolge die Durchschnittsrenten weniger stark steigen als die Grundsicherungsbeträge. Damit habe die gesetzliche Rente ein Legitimationsproblem, warnen die DIW-Autoren, weil sie vor allem in den Städten nicht sicherstelle, dass ein Durchschnittsrentner seine Lebenshaltungskosten bezahlen könne.
Von der geplanten Grundrente für gesetzlich Versicherte versprechen sich die DIW-Forscher keine Abhilfe. Viele Geringverdiener bekämen sie nicht, weil sie die Beitragsjahre nicht erfüllen. Letztlich werde "nur ein kleiner Kreis von Versicherten meist überschaubare Zuschläge" erhalten, heißt es in der Studie.