Passau (epd). Der Bildungs- und Jugendforscher Klaus Hurrelmann dringt angesichts der Corona-Pandemie auf eine zügige Digitalisierung der Schulen. "Wir brauchen nach der Sommerpause eine digitale Bildungsplattform", sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch). Deutschland habe im internationalen Vergleich "bestimmt einen Rückstand von zehn Jahren". Die Lehrerfortbildung im digitalen Bereich sei jetzt das "A und O", betonte der Professor an der Berliner Hertie School of Governance.
Hurrelmann zufolge konnten "höchstens 15 Prozent" der Schulen in Deutschland professionell mit der Corona-Krise umgehen und mühelos den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern halten. Dies seien überwiegend Gymnasien gewesen. Die anderen Schulen hätten sich "durchgewurschtelt", sagte der Wissenschaftler.
Zudem hätten Lehrerumfragen gezeigt, dass bis zu zehn Prozent der Schüler während der Corona-Schließungen gar nicht erreicht worden seien. "Die Bildungsunterschiede traten enorm ans Licht." Entscheidend sei gewesen, ob die Eltern mit den "manchmal sehr kargen Angaben und Impulsen aus den Schulen" etwas anfangen konnten, und ob sie überhaupt zu Hause waren. "Das ist ein Alarmzeichen", warnte Hurrelmann.