Berlin (epd). Angesichts der massenhaften Corona-Infektionen bei Beschäftigten in der Fleischindustrie fordert Rumänien einen besseren Schutz seiner Staatsbürger in deutschen Schlachthöfen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter müssten "dringend verbessert werden", sagte der rumänische Botschafter in Berlin, Emil Hurezeanu, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Die Kritik an den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sei "zu Recht immer heftiger" geworden.
Im besonders betroffenen Schlachthof Tönnies im Kreis Gütersloh seien die Hälfte der Mitarbeiter rumänische Staatsangehörige, sagte der Botschafter. Sein Land erwarte, dass die Bundesregierung die gesetzlichen Vorhaben zur besseren Regulierung der Branche umsetze, unterstrich Hurezeanu. Notwendig sei auch eine "Intensivierung der Kontrollen" durch die zuständigen Behörden vor Ort.
Rumänien begrüße "das Vorhaben der Bundesregierung zu einer stärkeren Regulierung der Beschäftigung in den Schlachtbetrieben", so der Diplomat. Es führe "hoffentlich zu mehr Transparenz und Überschaubarkeit" bei den Arbeitsbedingungen sowie zu mehr Verantwortung der Unternehmen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte angekündigt, Werkverträge in der Fleischindustrie künftig zu verbieten.
Beim Fleischfabrikanten Tönnies in Rheda-Wiedenbrück waren bis Dienstagnachmittag mehr als 1.500 Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Angesichts der hohen Zahl an Infizierten hat die Landesregierung einen erneuten "Lockdown" für die Kreise Gütersloh und Warendorf zunächst bis zum 30. Juni verhängt.