Göttingen (epd). Zwei Familien aus dem unter Corona-Quarantäne stehenden Hochhauskomplex in Göttingen wollen per gerichtlichem Eilantrag ihren Wohnort wechseln. Damit solle die Gesundheit der Familien geschützt werden, teilte Rechtsanwalt Sven Adam am Dienstag in Göttingen mit. Die Verfahren gingen an das Sozialgericht Hildesheim und an das Verwaltungsgericht und das Amtsgericht in Göttingen.
Eine antragstellende Familie mit Kindern im Alter von neun und drei Jahren sei zweimal negativ auf das Covid-19-Virus getestet worden, hieß es. "Ein Verbleib der Familie in dem Gebäudekomplex ist schon aus Gesundheitsgründen unverantwortlich", sagte Adam. Ohne Kostenübernahme könne die mittellose Familie aber nicht in eine bereits gefundene private Unterkunft im Landkreis ziehen.
Bei der zweiten Familie seien zwei Mitglieder positiv auf das Virus getestet worden, wovon einer an einer "erheblichen Vorerkrankung" leide, sagte der Rechtsanwalt. Die Familie müsse zum Schutz der negativ getesteten Familienangehörigen in eine andere Unterkunft gebracht werden, um dort unter ärztlicher und psychosozialer Betreuung die Quarantäne zu verbringen.
Rund 130 der insgesamt etwa 700 Bewohner des Hochhauskomplexes wurden bislang positiv auf das Virus getestet. Die Stadt verhängte am vergangenen Donnerstag eine Quarantäne für zunächst alle Bewohner. Am Samstag kam es in dem mit einem Bauzaun abgeriegeltem Komplex zu Ausschreitungen gegenüber der Polizei. Diese ging mit Pfefferspray gegen demonstrierende Bewohner vor. Bei rund 350 Menschen war der Test auf das Covid-19-Virus mittlerweile zweimal negativ. Sie dürfen seit Montagabend das Gebäude unter Auflagen verlassen.