Düsseldorf (epd). NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) plädiert für weitreichende Veränderungen in der Fleischindustrie. Neben den bereits in Angriff genommenen Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes müsse man "auch die Kette der Fleischerzeugung und des Konsums neu denken - vom Stall bis zum Teller", sagte die CDU-Politikerin der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag) mit Blick auf den massiven Corona-Ausbruch in der Großschlachterei Tönnies. Die aktuelle Debatte um die Situation in den Schlachtbetrieben könne einen entscheidenden Anstoß geben, "hier einen neuen Gesellschaftsvertrag zu schließen".
Der Handel trage eine "ordentliche Mitschuld" an der Situation, sagte die Ministerin. Einer der großen Discounter habe jetzt Preissenkungen angekündigt, die deutlich über die Mehrwertsteuersenkung hinaus gingen. "Und der Druck geht dann über die Verarbeitung auf die Landwirte zurück", sagte die Politikerin. Auch die Marktkonzentrationen in der Fleischindustrie seien ein Problem.
Gute Qualität und Produktionsbedingungen kosteten Geld, erklärte Heinen-Esser. "Mehr Umwelt- und Tierschutz und gute Bedingungen für die Angestellten gibt es nicht zum Nulltarif. In anderen Ländern gibt es fairere Preise und eine höhere Wertschätzung." Heinen-Esser hatte bereits eine Bundesratsinitiative angekündigt, um das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb entsprechend zu ändern.