Essen/Berlin (epd). Deutschlands First Lady Elke Büdenbender beklagt, dass es noch immer viel zu wenig Frauen in Spitzenpositionen gebe. "Ich bin für mehr Quoten", sagte die 58-jährige Juristin den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). Bestes Beispiel seien für sie die Parteien im Bundestag, die sich eine Quote gegeben haben. "Sie stellen den Großteil der Frauen im Parlament. Quote wirkt." Die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich während dessen Amtszeit als Richterin beurlauben lassen.
Mit Blick auf die Digitalisierung warnte Büdenbender davor, dass Mädchen und Frauen zu großen Verliererinnen werden könnten. "Die digitale Welt ist eine Männerwelt", erklärte sie. "Wenn Sie sich anschauen, wer die Algorithmen macht, wer die Bedingungen bestimmt, unter denen die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert, dann sind das in der ganz großen Mehrzahl Männer."
Ihrer Ansicht nach haben Frauen auch in der Corona-Zeit bei der Vereinbarung von Beruf und Familie stärker zurückgesteckt als Männer. "Ganz offensichtlich haben die Frauen in den Familien die Hauptlast getragen", sagte sie. Es sei auffällig, dass sich Mütter in der Krise stärker in tradierte Rollenbilder zugefallen seien, als dass Männer sich bereiterklärt hätten, sich im Beruf zurückzunehmen. In Deutschland scheine es selbstverständlich zu sein, dass Frauen zurückstecken, beklagte sie.
Die These der Soziologin Jutta Allmendinger, die Emanzipation sei durch Corona um 30 Jahre zurückgeworfen worden, teilt Büdenbender aber nicht. "Ich sehe große Fortschritte, etwa bei der Frauenerwerbstätigkeit", sagte sie. Da hätten Frauen im Westen unglaublich von Frauen im Osten profitiert. Frauen in Deutschland stünden heute Berufsausbildung oder ein Studium offen. "Wo es dann immer hakt ist bei der Frage: Wie mache ich Karriere oder wie komme ich in Jobs, in denen ich selbst mal Chefin werde? Da sind wir noch nicht weit gekommen." Der Blick in die Vorstände und Aufsichtsräte spreche hier für sich.