Düsseldorf (epd). Nach dem massiven Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies im Landkreis Gütersloh schließt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) einen "flächendeckenden Lockdown in der Region" nicht aus. Das Infektionsgeschehen sei "in dieser Größenordnung neu" und berge ein enormes Pandemie-Risiko, sagte Laschet am Freitagabend in Düsseldorf. Daher müsse nun konsequent alles Erforderliche getan werden, um den Corona-Ausbruch aufzuklären und die Ausbreitung des Virus einzudämmen.
"Wir mobilisieren alle Kräfte, um das Infektionsgeschehen einzudämmen", sagte Laschet. So werde ein gemeinsamer Krisenausschuss mit den Bezirksregierungen Detmold, Arnsberg, und Münster gebildet und das Landeskabinett werde am Sonntag in einer Sondersitzung die Lage neu bewerten. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) hätten ihre Unterstützung zugesagt.
Die Tests sollten ausgeweitet und Infektionsketten mit dem dafür nötigen Personal intensiv nachverfolgt werden, kündigte der Ministerpräsident an. Die Einhaltung der Quarantäne, in der sich viele Menschen in der Region befänden, werde mit allen Mitteln durchgesetzt. Altenheime, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sollen besonders geschützt und lokale Krankenhauskapazitäten für Covid-19-Erkrankte freigehalten werden.
Bis Freitagnachmittag wurden nach Laschets Worten 803 Arbeiter des Schlachthofs positiv getestet, insgesamt waren bislang 1.106 Mitarbeiter untersucht worden, 5.000 weitere sollen folgen. Das Virus habe sich wegen der längeren Inkubationszeit in der Fabrik in Rheda-Wiedenbrück unbemerkt verbreiten können. Besonders kritisch bewertet Laschet die "breite Streuung der Wohnorte" der Schlachthof-Beschäftigten in den Kreisen Gütersloh, Warendorf und Soest sowie den Städten Bielefeld und Hamm.
Es müsse auch geklärt werden, ob es beim Unternehmen Tönnies Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung, das Infektionsschutzgesetz oder Arbeitsschutzbedingungen gegeben habe. Das NRW-Arbeitsministerium wolle auch ermitteln, warum es große Corona-Ausbrüche immer wieder Fleischerei-Großbetrieben gebe, sagte Laschet.
Die Landesregierung unterstütze zudem das von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigte Arbeitsschutzprogramm für die Fleischwirtschaft. Der Arbeitsschutz müsse so schnell wie möglich verbessert werden, dazu gehörten ein Verbot von Werkverträgen, höhere Bußgelder, bessere Kontrollmöglichkeiten in Unterkünften der Beschäftigten und eine digitale Zeiterfassung.