Frankfurt a.M. (epd). Das Gesundheitsdezernat der Stadt Frankfurt am Main hat 45 Fälle von Krätze in einer Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Bonames festgestellt. Elf Familien seien betroffen, sagte die Sprecherin Kirsten Gerstner am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Alle Erkrankten würden ärztlich betreut. Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) forderte in einer Pressemitteilung das Diakonische Werk für Frankfurt und Offenbach als Betreiber auf, personelle Konsequenzen zu ziehen. Es sei nicht hinnehmbar, dass das Ausmaß und das Risiko der Verbreitung der Krankheit nicht erkannt und die Fälle nicht an das Gesundheitsamt gemeldet wurden.
Das Sozialdezernat der Stadt sei schockiert, sagte Sprecherin Manuela Skotnik dem epd. Die Behörde sehe hier ein Versäumnis der Hausleitung. Nicht nur Bewohner berichteten von einem gestörten Vertrauensverhältnis zu Mitarbeitern, auch das Sozialdezernat habe das Vertrauen in Teile der Mitarbeiterschaft verloren, ließ Birkenfeld verlauten. Hier sei ein gravierender Fehler passiert, sagte die Arbeitsbereichsleiterin Flucht und Unterkunft des Diakonischen Werks, Sabine Kalinock, dem epd. Die Leitung der Unterkunft werde neu besetzt. Auch bei einem weiteren der rund 30 Mitarbeiter stehe ein Wechsel im Raum.
Die Corona-Krise habe dazu geführt, dass Kinder nicht mehr in die Kita und die Schule gegangen seien und Deutschkurse für Erwachsene nicht mehr stattgefunden hätten, erläuterte Kalinock. Die räumliche Enge der Familien, die mit manchmal vier bis sechs Kindern in 56-Quadratmeter-Wohnungen mit einem Wohn-Ess-Bereich und zwei Zimmern lebten, habe die Ansteckung der Krätze begünstigt. Der Mitarbeiterschaft sei nicht klar gewesen, ob die für Sammelunterkünfte vorgeschriebene Meldepflicht hier gilt. Die für 336 Personen ausgelegte Unterkunft sei derzeit mit 333 Personen, davon 189 Minderjährige, belegt.