Genf (epd). Libyens Küstenwache hat laut den UN weitere 458 Flüchtlinge und Migranten auf sechs Booten im Mittelmeer abgefangen. Die Menschen seien nach Libyen zurückgebracht worden, wo Haft und Misshandlungen auf sie warteten, sagte die Sprecherin der Internationalen Organisation für Migration, Safa Msehli, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Genf. Bei den Festnahmen handele es sich um eine am Mittwoch begonnene Operation.
Im laufenden Jahr habe die Küstenwache bereits 4.700 Flüchtlinge und Migranten abgefangen. Viele von ihnen seien in die berüchtigten Sammellager gesperrt worden und ihre Spuren ließen sich nicht mehr verfolgen. Etliche dieser Lager werden von Menschenschleppern und Milizen kontrolliert.
Die Sprecherin verlangte von der Europäischen Union, eine wirksame Seenotrettung im Mittelmeer aufzubauen. Geborgenen Migranten und Flüchtlingen müsse gestattet werden, an Land zu gehen. Im Zuge der Corona-Pandemie hatten Italien, Malta und andere Mittelmeer-Länder ihre Häfen geschlossen. Auch davor war es für private Seenotrettungsorganisationen und Handelsschiffe mit geretteten Flüchtlingen an Bord immer schwieriger, einen Hafen zu finden.
Unterdessen konnte das private Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 3" nach eigenen Angaben 165 Menschen aus dem Mittelmeer retten. Alle Überlebenden seien sicher an Bord gebracht worden, hieß es. Die meisten stammten aus afrikanischen Ländern. Die Suche nach einem Flüchtlingsboot sei noch im Gange.