Köln (epd). Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie könnte einer Studie zufolge die weltweite Ernährungslage deutlich verschlechtern. Vor allem die Menschen in den Ländern des Südens seien durch Ausgangssperren und die Schließung von Märkten existenziell bedroht, erklärte die Menschenrechtsorganisation Fian bei der Vorstellung einer Studie am Donnerstag in Köln. Den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern würden lokale Vermarktungswege geschlossen, ihre Ernte vernichtet. Ihnen drohten Überschuldung, Verlust von Ackerland und Vieh sowie Armut und Hunger. Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung in den Ländern des Südens arbeiten in der Landwirtschaft.
Die industriellen Ernährungssysteme hingegen würden gestärkt, heißt es in der Studie, die Auswirkung der Pandemie auf die Ernährungslage in mehr als 30 Ländern untersucht. "Lokale Märkte mit frischen und gesunden Lebensmitteln wurden in vielen Ländern geschlossen und Straßenverkäufe verboten, während Supermärkte geöffnet bleiben", erklärte der Geschäftsführer von Fian Deutschland, Philipp Mimkes. "Der ohnehin bedenkliche Konzentrationsprozess im Lebensmittelhandel wird hierdurch weiter beschleunigt."
Auch die zwei Milliarden Menschen, die im informellen Sektor ohne Vertrag sowie Sozial- und Gesundheitsvorsorge arbeiten, leiden der Untersuchung zufolge stark unter den Maßnahmen. Ausgangssperren führten innerhalb kurzer Zeit zu Ernährungsproblemen. Die Situation armer Familien werde noch dadurch erschwert, dass wegen der geschlossenen Schulen Millionen Kindern zudem das Schulessen fehle.
"Wir brauchen lokale Vermarktungsstrategien, Schutz vor Landverlust in Zeiten finanzieller Not und eine krisenfeste Landwirtschaft auch in Zeiten des Klimawandels", sagte Mimkes. Die Spekulation mit Lebensmitteln wie nach der Finanzkrise müsse verhindert werden.