Berlin (epd). In der Corona-Krise ist laut einer Umfrage ein deutlicher Anstieg der Scheidungen in Deutschland zu erwarten. Die Zahl der Trennungen werde sich infolge der Corona-Einschränkungen voraussichtlich um ein Fünffaches erhöhen, erklärte die Berliner Familienrechtlerin Alicia von Rosenberg am Donnerstag unter Bezug auf eine von ihr in Auftrag gegebene Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey. "Nicht nur die Ergebnisse dieser Scheidungsumfrage, sondern auch die bereits stark erhöhte Nachfrage in den Rechtsanwaltskanzleien lassen diesen Schluss zu", sagte sie.
2,2 Prozent der Befragten gaben demnach an, von Ende März bis Ende Mai die Entscheidung getroffen zu haben, sich scheiden zu lassen. In einem vergleichbaren Zeitraum seien es laut Statistischem Bundesamt sonst nur 0,42 Prozent aller Verheirateten, erklärte von Rosenberg.
Die Scheidungswilligen seit dem sogenannten Lockdown teilten sich in zwei Fallgruppen, sagte die Anwältin: Paare, bei denen "der räumliche Einschluss der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", und bereits länger getrennte Paare, die "durch das erzwungene Innehalten nun ihre Verhältnisse ordnen und mit dem Kapitel Ehe abschließen möchten". Die repräsentative Umfrage habe am 9. und 10. Juni unter 2.500 verheirateten Personen stattgefunden.