Aachen (epd). Die "Initiative Lieferkettengesetz" warnt davor, dass international tätige Unternehmen im Zeichen der Corona-Krise ihre Verluste auf Betriebe und Beschäftigte in Schwellen- und Entwicklungsländern - dem sogenannten globalen Süden - abwälzen. In einem am Donnerstag vorgelegten "Briefing" kritisiert das zivilgesellschaftliche Bündnis den Umgang zahlreicher deutscher und europäischer Modekonzerne mit ihren Zulieferern in Bangladesch, Pakistan, Kambodscha und Myanmar, wie das Bischöfliche Hilfswerk Misereor in Aachen mitteilte. Seit Beginn der Corona-Krise hätten die Unternehmen Bestellungen in Milliardenhöhe storniert und teilweise die Zahlung für bereits produzierte Textilien verweigert.
"Die Krise trifft uns in Deutschland schwer", erklärte der Sprecher der Initiative, Johannes Heeg. "Doch noch viel härter trifft es Menschen am Anfang der Lieferketten, die keine soziale Absicherung haben." Die Bundesregierung müsse deshalb jetzt ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag erfüllen und Unternehmen zu verantwortungsvollem Handeln verpflichten.
Der Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei Misereor, Armin Paasch, sagte: "Die rücksichtslose Krisenreaktion einiger Modekonzerne ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern trägt auch zur Verletzung sozialer Menschenrechte bei." Gerade Unternehmen, die jetzt Hilfe vom Staat erhielten, sollten auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. "Stattdessen versuchen Unternehmensverbände aber, die Corona-Krise zur Verhinderung eines Lieferkettengesetzes zu instrumentalisieren", sagte er.
Hinter der "Initiative Lieferkettengesetz" stehen 99 zivilgesellschaftliche Organisationen - darunter Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchliche Akteure. Im September 2019 hatten sie sich zu dem Bündnis zusammengeschlossen und treten seitdem dafür ein, deutsche Unternehmen zum Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren weltweiten Geschäften zu verpflichten.