Köln (epd). Die Hilfsorganisation Medica Mondiale fordert von der Bundesregierung, Frauenrechtsorganisationen in Krisenregionen stärker zu unterstützen. Die Corona-Pandemie habe besonders drastische Auswirkungen auf die Situation von Mädchen und Frauen, erklärte die Vorstandsvorsitzende Monika Hauser am Mittwoch in Köln. In Bosnien und Herzegowina, Afghanistan und Liberia etwa habe sexualisierte und häusliche Gewalt deutlich zugenommen. Die gesundheitliche Versorgung sei eingeschränkt, Mädchen und Frauen verlören häufiger als sonst ihre Arbeit.
Mit Blick auf den Welttag zur Beseitigung sexueller Gewalt in Konflikten am Freitag erklärte die Organisation, die Beratung von Gewaltopfern in Afghanistan sei durch den Lockdown stark eingeschränkt. So hätten etwa Frauen-Beratungsstellen in Krankenhäusern schließen müssen. "Wir können die Frauen nur noch telefonisch beraten, doch das reicht oft nicht aus", erklärte Jamila Afghani, Direktorin von Medica Afghanistan. Nur in absoluten Notfällen könne das Rechtshilfeteam der Organisation Frauen vor Gericht unterstützen.
In Bosnien und Herzegowina lasse der Lockdown Erinnerungen an den Krieg in den 1990er Jahren hochkommen. Das berge die Gefahr einer Retraumatisierung. In einigen Familien sei die Situation eskaliert, die Opfer seien fast immer Frauen und Mädchen. Auch im westafrikanischen Liberia wirkten sich die Corona-Maßnahmen stark auf Frauen und Mädchen aus, vor allem im Gesundheitswesen. Der Hilfs- und Frauenrechtsorganisation zufolge gab es etwa bei Ausgangssperren keine Ausnahmen für schwangere Frauen oder Hebammen.