Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien sind trotz einer neuen Rekordzahl an Covid-19-Infizierten weitere Lockerungen in Kraft getreten. So öffneten in der Metropole Rio de Janeiro wieder Hotels und Shopping-Center, wie die Tageszeitung "O Globo" am Dienstag (Ortszeit) meldete. Auch lokale Märkte, Strände und Sportplätze sind wieder offen. Offiziell müssen Bars und Restaurants noch geschlossen bleiben, viele Besitzer hielten sich aber nicht an die Vorgaben.
Am Dienstag verzeichnete Brasilien 37.278 bestätigte Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden und damit einen neuen Negativrekord, wie die Erhebung der größten Medien auf Grundlage regionaler Gesundheitsämter ergab. Das Gesundheitsministerium nannte 34.918 Neuinfektionen. Neben Rio de Janeiro sind vor allem São Paulo sowie die Amazonas-Staaten Ceará und Pará am stärksten von der Pandemie betroffen.
In Brasilien starben offiziell inzwischen mehr als 45.000 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Infektion. Aktuell haben sich rund 923.000 Menschen mit dem Virus infiziert. Das südamerikanische Land hat damit die zweithöchste Zahl an Corona-Infizierten nach den USA. Wenn die Infektionsrate weiter so schnell ansteigt, könnte in Brasilien am Ende der Woche die Marke von einer Million Infizierten überstiegen werden.
Inzwischen haben sich Brasiliens größte Medienunternehmen zusammengeschlossen und veröffentlichen auf Grundlage der Informationen regionaler Gesundheitsämter eine tägliche Statistik über die Zahl der Infektionen und Toten. Die Initiative ist eine Reaktion auf eine Verfügung von Präsident Jair Bolsonaro, nach der das Gesundheitsministerium keine Gesamtopferzahl der Toten nach einer Corona-Infektion mehr veröffentlicht. Medien und regionale Gesundheitsbehörden werfen der Regierung Vertuschung und Manipulation der Daten vor.
Nach Brasilien hat die Pandemie in Lateinamerika vor allem Peru und Chile stark getroffen. Im Großraum der Hauptstadt Santiago de Chile gilt eine absolute Quarantäne, die 9 Millionen Menschen des 18 Millionen Einwohner zählenden Landes umfasst. Der Senat beschloss am Dienstag härtere Strafen gegen Menschen, die sich den Quarantänemaßnahmen widersetzen, wie die Tageszeitung "La Tercera" berichtete. Die Strafen beinhalten hohe Bußgelder, aber auch Haftstrafen von zwei Monaten bis zu drei Jahren. Die Abstimmung im Abgeordnetenhaus steht noch aus. In Chile sind nach aktualisierten Regierungsangaben vom Dienstagabend mehr als 215.000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 3.300 Menschen starben an den Folgen einer Infektion.
Auch in Boliviens Metropole La Paz wurde eine komplette Ausgangssperre zunächst für die Dauer von drei Tagen verhängt. Nur Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Polizei und Streitkräfte dürfen auf die Straße. In Bolivien sind die Fälle von Corona-Infektionen offiziell relativ gering. Allerdings wird in dem Andenland auch kaum getestet.