Hamburg (epd). Die Zahl der Seeleute, die wegen der Corona-Pandemie auf ihren Schiffen festsitzen, wächst nach Schätzung der Gewerkschaft ver.di weiter an. Im Laufe der vergangenen Wochen habe sich ihre Zahl weltweit von 150.000 auf 200.000 erhöht, sagte Thomas Mendrzik, Vorsitzender der ver.di-Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft am Freitag im Sender Deutschlandfunk Kultur. In der Regel seien Rückflüge gestrichen und Telefonate mit der eigenen Familie nicht möglich. Aus Sorge vor einer Corona-Infektion an Bord seien meist auch Landgänge verboten. Die gestiegene psychische Belastung führe auch zu einer erhöhten Suizid-Rate unter den Seeleuten.
Die Reeder proftierten von der aktuellen Situation profitieren, kritisierte Mendrzik. Sie zahlten zwar weiterhin Löhne, könnten aber das Geld für die Rückflüge sparen. Die Überlastung der Crew sei auch ein Problem für die Sicherheit an Bord. Während ein Teil der Seeleute an Bord ausharren müsse, habe ein anderer Teil keine Möglichkeit, an Bord zu gehen und dort Geld zu verdienen. Die Bundesregierung müsse erreichen, dass zumindest in ihren großen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven ein Crewwechsel ermöglicht wird. Mendrzik ist auch stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der HHLA Container Terminal Altenwerder GmbH.