Leipzig (epd). Wegen des mutmaßlichen An- und Weiterverkaufs gestohlener Fahrräder ermittelt die Leipziger Staatsanwaltschaft gegen zahlreiche sächsische Polizisten. Seit Mitte 2019 liefen mehrere Ermittlungsverfahren, die sich "gegen eine Vielzahl von Beschuldigten" richteten, teilte die Anklagebehörde am Donnerstag auf Nachfrage mit. Darunter seien "zahlreiche Beamte der sächsischen Polizei", nicht nur der Polizeidirektion Leipzig.
Die Tatvorwürfe reichen demnach von Strafvereitelung im Amt über "Diebstahl bzw. Unterschlagung" bis hin zu Tatbeständen des Korruptionsstrafrechts wie Vorteilsgewährung, Vorteilsnahme, Bestechlichkeit und Bestechung. "Die konkrete Anzahl der betroffenen Personen, die Fahrräder erworben haben oder in die Veräußerung involviert waren, sowie die konkrete Anzahl von betroffenen Fahrrädern ist Gegenstand laufender Ermittlungen", erklärte die Staatsanwaltschaft.
Wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig auf Anfrage mitteilte, hatte sich in der Messestadt im Juli 2019 zunächst eine Polizistin der Untreue beziehungsweise Vorteilsgewährung verdächtig gemacht. Die Frau war demnach als Asservatenbeauftragte der Abteilung "Zentrale Bearbeitung der Fahrradkriminalität" beschäftigt.
In der Folge habe die Polizeidirektion "Kenntnis erhalten", dass es auch gegen zwölf weitere Beamte einen Anfangsverdacht gebe, erklärte die Sprecherin weiter. Daraufhin seien alle Betroffenen "so schnell wie möglich" versetzt worden. Die "Zentrale Bearbeitung der Fahrradkriminalität" wurde geschlossen, die Ermittlungen wurden an das Landeskriminalamt abgegeben.
Das Online-Portal "Tag24", das zuerst über die Ermittlungen berichtet hatte, zitierte aus einem Bericht der ermittelnden LKA-Sonderkommission "Ines", wonach nach gegenwärtigem Ermittlungsstand davon auszugehen sei, "dass zumindest 40 Beamte der Polizeidirektion Leipzig betroffen sind". Zudem hieß es in dem Bericht, dass auch Staatsanwälte und ein Richter zu den Käufern der Fahrräder gehört haben könnten.
Dafür gebe es bislang keine Anhaltspunkte, erklärte die Leipziger Staatsanwaltschaft. Die Identität der Beschuldigten sei noch zu klären. Auch zu der in dem Bericht erwähnten Zahl von insgesamt möglicherweise 1.000 illegal weiterverkauften Fahrrädern machte die Behörde keine Angaben und verwies auf die laufenden Ermittlungen. Leipzig ist gemessen an seiner Einwohnerzahl seit Jahren ein bundesweiter Hotspot in Sachen Fahrraddiebstähle. Das sächsische Innenministerium wies in Reaktion auf den Artikel den Vorwurf der Vertuschung zurück.