Friedrichsdorf, Aachen (epd). Die Corona-Krise lässt Kinderrechtlern zufolge die Kinderarbeit in armen Ländern bereits spürbar ansteigen. Bei Recherchen in asiatischen Ländern sei eine deutliche Zunahme festgestellt worden, erklärte die Hilfsorganisation World Vision am Mittwoch in Friedrichsdorf. Diese Tendenz sei auch in anderen Teilen der Welt zu sehen, besonders in Afrika und Lateinamerika, sagte Kinderrechtsreferentin Antje Lüdemann-Dundua.
"Die Folgen sind extrem", betonte sie. "Denn die Kinder werden so ihrer Zukunft beraubt. Viele von ihnen werden nicht mehr in die Schule zurückkehren. Sie verlieren die Chance auf ein besseres Leben." Für die Erhebung befragte World Vision Familien in sechs asiatischen Ländern. 830 Familien, etwa acht Prozent der Befragten, gaben demnach an, dass sie durch die Corona-Maßnahmen und damit wegfallendes Einkommen sowie steigende Ausgaben gezwungen seien, ihre Kinder arbeiten zu schicken. Weitere 415 Familien erklärten, dass sie ihre Kinder jetzt betteln ließen.
Im Kampf gegen die Kinderarbeit forderte Misereor die Wirtschaft zu größeren Anstrengungen auf. Weltweit verrichteten rund 152 Millionen der Fünf- bis Siebzehnjährigen ausbeuterische Tätigkeiten, erklärte das katholische Hilfswerk in Aachen zum Welttag gegen Kinderarbeit am Freitag. In den 2015 festgelegten UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung habe sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, sofortige und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um moderne Sklaverei bis 2021 abzuschaffen, betonte Misereor-Geschäftsführer Thomas Antkowiak. Ein Jahr vor der Frist sei man von einem Erreichen des Ziels jedoch weit entfernt.
Besonders gravierend sei die Situation etwa weiterhin im Kakaosektor. Allein in Ghana und der Elfenbeinküste, die mehr als 60 Prozent des weltweiten Kakaos produzierten, arbeiteten laut einer Studie rund zwei Millionen Kinder auf den Feldern. Bei mehr als 85 Prozent von ihnen würden die Tätigkeiten als ausbeuterisch und gesundheitsgefährdend eingestuft. "Gerade Unternehmen müssen verstehen, dass der Schlüssel für Veränderung in ihren Vertragsbeziehungen und Einkaufspreisen liegt", mahnte Antkowiak.