Brüssel, Kempten (epd). Die Corona-Krise geht nach den Worten von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ihrem Höhepunkt erst entgegen. Am Sonntag sei mit 150.000 Neuinfizierten weltweit der höchste Tagesanstieg seit Beginn der Pandemie registriert worden, sagte Müller am Montag unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Man dürfe also nicht nur auf Europa und Deutschland schauen, wo die Zahlen zurückgingen.
Müller warnte zugleich, dass die echten Zahlen für Afrika höher seien als die gemeldeten. Dort kämen zum Beispiel auf eine Million Menschen nur 700 Tests. "Deshalb ist die Zahl von im Augenblick 189.000 bestätigten Infektionen sicherlich nicht real", sagte er nach einer Videokonferenz der EU-Entwicklungsminister.
Viele Menschen würden an den indirekten Folgen der Pandemie sterben, machte Müller klar. Lieferketten seien zusammengebrochen, wodurch unter anderem Saatgut für die Landwirtschaft und Medikamente gegen Krankheiten wie Malaria fehlten.
Der Minister kritisierte mit Blick auf die Krise die Finanzpläne der EU-Kommission. Es gebe ein Missverhältnis zwischen den vorgesehenen Mitteln zur Folgenbewältigung inner- und außerhalb Europas. So sollten die Hilfen für Afrika in den kommenden sieben Jahren von 42 Milliarden Euro wegen Corona nur auf 50 Milliarden Euro erhöht werden, sagte Müller. Er forderte eine Verdopplung.