Köln (epd). Die geplante Warn-App zur Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten trifft in der Bevölkerung auf große Skepsis: Lediglich 42 Prozent der Deutschen würden eine solche App auf dem eigenen Smartphone nutzen, 39 Prozent würden sie dagegen nicht nutzen, wie aus einer am Donnerstag in Köln veröffentlichten ARD-Umfrage hervorgeht. Jeder sechste Deutsche (16 Prozent) besitzt nach eigenen Angaben kein Handy oder Smartphone. Das Institut Infratest dimap befragte am Dienstag und Mittwoch telefonisch 1.005 Wahlberechtigte für den ARD-"Deutschlandtrend".
Von den Menschen, die eine Nutzung der App ablehnen, begründen dies 45 Prozent mit der Furcht vor mangelndem Datenschutz, Überwachung oder der Verletzung von Persönlichkeitsrechten. In der geplanten App sollen Infizierte ihr positives Corona-Testergebnis vermerken können. Allen App-Nutzern soll daraufhin angezeigt werden, wenn sie sich für längere Zeit in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten haben. Dabei soll der Datenaustausch anonymisiert und dezentral erfolgen.
Weitgehend positiv bewerten die Bundesbürger die Lockerungen der einschneidenden Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Corona-Virus: Für 56 Prozent der Befragten ist die Aufhebung der Beschränkungen richtig. Dabei würden sich 55 Prozent aber ein einheitlicheres Vorgehen der Bundesländer wünschen. Die Angst vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 ist weiterhin gering: Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Deutschen haben kaum Sorgen, dass sie selbst oder Familienmitglieder sich mit dem Virus anstecken, bei knapp einem Viertel (24 Prozent) ist diese Sorge dagegen groß oder sehr groß.
Mehr als die Hälfte der Deutschen (53 Prozent) glaubt der Umfrage zufolge, dass sich die Politik in der Corona-Krise zu wenig um Kindergärten und Schulen gekümmert hat. Zu viel Aufmerksamkeit wurde nach Ansicht von 56 Prozent dem Profi-Fußball und nach Ansicht von 48 Prozent der Autoindustrie geschenkt. Mehrheitlich angemessen finden die Deutschen die politische Beachtung der Kirchen und Religionsgemeinschaften (60 Prozent), der Reise- und Tourismusanbieter (53 Prozent) sowie der Krankenhäuser und Pflegeheime (52 Prozent).