Magdeburg (epd). In der Justizvollzugsanstalt "Roter Ochse" in Halle ist es zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Der dort in Untersuchungshaft sitzende Attentäter von Halle habe sich minutenlang unbeaufsichtigt im Innenbereich der Anstalt bewegt, teilte das sachsen-anhaltische Justizministerium am Mittwoch in Magdeburg mit. Der Vorfall soll sich bereits am Pfingstsamstag ereignet haben, das Ministerium sei aber erst am Dienstagmorgen informiert worden.
Stephan B. soll am Samstag gegen 13.50 Uhr den Zaun eines Freistundenhofes innerhalb der JVA überklettert und sich etwa fünf Minuten unbeaufsichtigt bewegt haben. Er wurde dann wieder von Bediensteten in Gewahrsam genommen, leistete dabei keinen Widerstand, wie das Ministerium weiter mitteilte. Der Vorfall werde nun aufgearbeitet. Es müsse geklärt werden, wie es angesichts der strengen Auflagen hinsichtlich der Haftbedingungen dazu kommen konnte und auch, warum das Ministerium so spät informiert wurde. Stephan B. darf sich nicht ohne Aufsicht außerhalb seines kameraüberwachten Haftraumes bewegen. Das Ministerium hat nach eigenen Angaben veranlasst, die für die Aufsicht zuständigen Beamten in anderen Bereichen einzusetzen.
Stephan B. wird wegen des Anschlags vom 9. Oktober 2019 in Halle unter anderem des zweifachen Mordes beschuldigt. Er war schwer bewaffnet zur Synagoge in der Humboldtstraße in Halle gefahren, wo sich am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur 52 Gläubige aufhielten. Sein Plan, möglichst viele Juden in der Synagoge zu töten, scheiterte an der geschlossenen Tür der Synagoge. Er erschoss eine 40 Jahre alte Passantin und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann.