Berlin (epd). Der Pianist und Bürgerrechtler Igor Levit hat in der politischen Debatte vor einer Radikalisierung der Sprache gewarnt. Es sei zwar notwendig, Regierungen für ihr Handeln zu kritisieren. Sprachliche Entgrenzung gehe aber Hand in Hand mit politischer Entgrenzung, sagte Levit am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des aktuellen Grundrechte-Reports zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland.
Debatten müssten ohne das Schüren von Vorurteilen geführt werden. Als Negativbeispiele nannte Levit unter anderem die Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen in der EU und die im Zuge der Eurokrise vor zehn Jahren gegenüber Griechenland entwickelten Ressentiments. Levit setzt sich seit Jahren gegen Rassismus und Antisemitismus ein.
Levit betonte, angesichts der Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft gerade in Corona-Zeiten stehe, müsse die Verteidigung und der Ausbau der Grund- und Bürgerrechte oberste Priorität haben: "Die Fragen nach Solidarität, Miteinander, Füreinander - sie sind aktueller denn je."
In dem aktuellen Grundrechte-Report warnen die Autoren unter anderem vor zunehmender sozialer Ungleichheit im Land. Seit 1997 erscheint rund um den Verfassungstag am 23. Mai der Grundrechte-Report, auch bekannt als "Alternativer Verfassungsschutzbericht". Herausgeber sind unter anderem die Humanistische Union, die Neue Richtervereinigung, Pro Asyl, und der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein. Erstmals ist auch die Gesellschaft für Freiheitsrechte dabei.