Berlin (epd). Jeder dritte Zwölfjährige hat Karies. "Bislang war man davon ausgegangen, dass sie etwa jeden Fünften betrifft", teilte die Barmer Krankenkasse in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Zahnreport mit. Vermeidung von Karies müsse bereits bei den Milchzähnen beginnen, erklärte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer in Berlin. "Dazu gehören neben der täglichen Zahnhygiene wie Zähneputzen auch regelmäßige Zahnarztbesuche. Doch daran scheint es zu hapern", sagte Straub.
Nach dem Bericht der Krankenkasse ist der Anteil der Kinder, die über einen Zeitraum von sechs Jahren überhaupt keinen Kontakt zu einem Zahnarzt gehabt hatten, "erstaunlich hoch". Von den 4,6 Millionen Kindern unter sechs Jahren in Deutschland seien 720.000, also mehr als 15 Prozent, nie beim Zahnarzt gewesen.
Dem Zahnreport zufolge gibt es offenbar einen Zusammenhang zwischen dem Therapiebedarf der Heranwachsenden unter 18 Jahre und dem Einkommen ihrer Eltern. Je geringer das Einkommen sei, desto häufiger seien auch die zahnärztlichen Leistungen bei Heranwachsenden. Dabei gebe es eine zunehmende Polarisierung bei der Karies: Zehn Prozent der unter 18-Jährigen verursachten im Jahr 2018 rund 85 Prozent der Behandlungskosten. "Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies. Wir müssen den Präventions-Fokus stärker auf diese Risikogruppe legen", sagte Straub.
Wie aus dem Zahnreport weiter hervorgeht, haben Kinder oftmals bereits im Milchgebiss Karies. 54 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland, also rund 400.000 Kinder, hätten eine Kariesbehandlung benötigt. Diese Zahlen seien alarmierend. "Wer schon im Milchgebiss Karies hat, wird oft auch Karies und Folgeschäden im bleibenden Gebiss haben", sagte Studienautor Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden.