"Die Geschichte des Jesus von Nazareth zeigt eindrücklich, dass Gott unmissverständlich an der Seite der leidenden Menschen und der leidenden Schöpfung bleibt." Aber Gott stelle mit der Krise die Frage, "wie wir uns und unsere Aufgabe in dieser Welt verstehen", schrieb Jung in dem Text, der unter anderem in der Mainzer Allgemeinen Zeitung, im Wiesbadener Tagblatt und Darmstädter Echo erschien. Jung fuhr fort: "Was müssen wir ändern, damit wir diese Erde und das Leben auf ihr nicht zerstören?"
Die Corona-Pandemie sei "ein Ruf der Umkehr zum Leben", folgerte der Kirchenpräsident. Gott stelle die Menschen in eine Herausforderung, "aber nicht als strafendes und vernichtendes Gegenüber". Vielmehr laute die Frage: "Wie können wir uns an der Seite Gottes und mit seiner Kraft dem entgegenstellen, was Leiden und Tod bringt?" Die Schöpfung der Welt durch Gott sei nicht abgeschlossen, sondern dauere an. In diesem Prozess hätten die Menschen "Würde und Auftrag". "Der wird verfehlt, wo wir diese Welt ausbeuten und ausnutzen."
Der Reformator Martin Luther habe 1527 das Wüten der Pest in Wittenberg als Strafe Gottes gedeutet, erinnerte der Kirchenpräsident. Heute könnten Menschen aber viel deutlicher erkennen, wo sie selbst für Krankheiten und Katastrophen verantwortlich sind. Außerdem bezeuge die Bibel, "dass Gott nicht Leiden und Tod will, sondern Leben". Was die Krankheit Covid-19 betrifft, sollten nicht abstruse Verschwörungstheorien verbreitet werden, die gefährlich werden könnten. "Jetzt ist es wichtig, nicht zu fantasieren, sondern wissenschaftlich Ursachenforschung zu betreiben und auch zu klären, wo es menschliche Fehler und menschliches Verschulden gab", sagte Jung.