Braunschweiger Gemeinde bietet Video-Konfirmation an
© epd-bild/Jens Schulze
Einzelne Kirchengemeinden haben Wege gefunden, die Konfirmation trotz Corona zu feiern. So bietet beispielsweise die evangelisch-lutherischen Christuskirche in Braunschweig Video-Konfirmation an.
"Wir feiern trotzdem!" - Konfirmation in Corona-Zeiten
Viele 14-Jährige haben sich auf die Konfirmation gefreut, Familien ein Fest geplant - das fällt für viele nun erst einmal ins Wasser. Doch einzelne Kirchengemeinden haben Wege gefunden, das beliebte Fest trotz Corona zu feiern.
24.05.2020
epd
Jens Bayer-Gimm

Die Konfirmation gehört in evangelischen Haushalten zu den beliebtesten Familienfesten, der größte Teil der Jahrgänge nimmt daran teil. Verwandte werden eingeladen, Paten, das gemeinsame Essen organisiert - doch dieses Jahr kommt die Coronakrise dazwischen. Gottesdienste dürfen zwar wieder abgehalten werden, aber nur unter strengen Schutzbestimmungen: Abstand, Mundschutz, kein Singen und kein Berühren. Nur noch eine begrenzte Zahl von Besuchern darf in die Kirchen, die Unbeschwertheit und das Gemeinschaftsgefühl leiden.

Der Krisenstab der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat den Gemeinden empfohlen, die Feier der Konfirmation bis nach den Sommerferien zu verschieben. Die meisten Kirchengemeinden seien der Empfehlung gefolgt, sagt der Studienleiter Konfirmandenarbeit des Religionspädagogischen Instituts der EKHN und der kurhessischen Nachbarkirche, Achim Plagentz. Einzelne Kirchengemeinden indes halten trotz Corona an dem ursprünglichen Konfirmationstermin fest - mit jeweils einem eigenen Konzept.

"Familieninseln" im Kirchraum - dreimal am Tag

"Es ist toll, dass wir unsere Konfirmation feiern", antworteten die 14-Jährigen auf die Ankündigung des Festgottesdienstes am heutigen Sonntag (24. Mai), wie die Wiesbadener Pfarrerin Ursula Kuhn berichtet. "Die Familien haben total erleichtert reagiert." Von 32 Konfirmanden und ihren Familien wollten 26 das Fest wie geplant jetzt feiern. Es sei ein Glück, dass die Lutherkirche mehr als 1.000 Sitzplätze biete, erklärt Kuhn. "Die ist groß genug, dass 120 Teilnehmer zum Gottesdienst kommen können und jeder 1,50 Meter Platz um sich herum hat." Familien dürfen zusammensitzen und "Familieninseln" im Kirchraum bilden. Dennoch sei die Feier ein Kraftakt: Statt einem Gottesdienst feiert die Pfarrerin drei im Abstand von jeweils zwei Stunden.

Jeder Konfirmand darf dazu höchstens zehn Angehörige mitbringen. Die einzelnen Feiern sind auf 45 bis 60 Minuten verkürzt. Die Gestaltung orientiert sich an den Hygienebestimmungen: Es darf nicht gesungen werden, dafür musiziert ein Instrumentalduo und die Jugendkantorei tritt virtuell auf, mit einer einzeln aufgenommenen und zu einer Aufnahme zusammengefügten Motette. Das Abendmahl nimmt jede Familie an ihrem Platz mit Einzelkelchen zu sich. Zur Einsegnung kommen die Konfirmanden einzeln nach vorn, aber die Pfarrerin verzichtet auf die Handauflegung.

Auf Abstand gesegnet

Auch die Evangelische Marienstiftsgemeinde in Lich feiert an diesem Sonntag (24. Mai) Konfirmation. Die Gemeinde habe den 26 Konfirmanden sogar vier Termine angeboten, berichtet Pfarrer Lutz Neumeier. Die zwei nächsten Feiern folgen am 7. Juni, eine vierte im September und zwei bis drei Familien hätten es vorgezogen, im nächsten Jahr zu feiern. Die Kirche bietet 350 Plätze, nach einer besetzten Bankreihe müssen zwei Reihen frei bleiben. Aufgrund der Aufteilung der Konfirmanden in Kleingruppen könne eine Familie bis zu 18 Personen mitbringen, und der vorgeschriebene Abstand bleibe gewahrt.

Auch hier dürfen Chor und Band nicht auftreten, stattdessen musizieren ein Trompeter und der Organist. Ein Abendmahl findet nicht statt. Die Konfirmanden sitzen auf Einzelstühlen vor dem Altar und werden von Pfarrerin und Pfarrer auf Abstand gesegnet. Die Gemeinde bietet den Gottesdienst in "hybrider Form" an, wie Pfarrer Neumeier erklärt: Wer nicht anwesend ist, kann den Ablauf im Internet mitverfolgen. Vier bis fünf Kameras übertragen aus verschiedener Perspektive die Feier auf "www.digitalekirche.online", Youtube und Facebook.

"Gegen die allgemeine Unruhe trotzdem feiern"

Nicht virtuell, sondern leibhaftig ins Freie versetzt die Dreifaltigkeitsgemeinde in Darmstadt-Eberstadt die Konfirmation. Die Gemeinde halte am traditionellen Termin am Sonntag Trinitatis, den 7. Juni, fest, sagt Pfarrer Jonas Bauer. Sie verfüge nämlich mit dem "Kirchberg" über ein parkähnliches Areal um die Kirche, das mit Bierbänken bestückt groß genug für einen Open-Air-Gottesdienst ist. Von 21 Konfirmanden wollen 14 jetzt konfirmiert werden, die anderen sieben nächstes Jahr. Eine Höchstzahl an Angehörigen pro Konfirmand müsse nicht festgelegt werden, die Abstände würden kontrolliert. Der Pfarrer rechnet mit 100 bis 120 Teilnehmern.

Die Konfirmanden dürfen wählen, ob sie nach vorn kommen wollen und vom Pfarrer auf Abstand gesegnet werden wollen, oder ob sie am Platz bleiben wollen und ein Angehöriger ihnen die Hand auflegt. Die musikalische Gestaltung übernehmen vier Sängerinnen aus dem Eberstädter Gospelchor. Sollte es regnen, würden die Konfirmanden und ihre Angehörigen in zwei Gruppen hintereinander an einer kürzeren Feier in der Kirche teilnehmen, nach draußen könne es eine Tonübertragung geben. "Ich vermute, dass die Situation im Herbst kaum anders ist", sagt Pfarrer Bauer. "Unsere Kirche kann den Konfirmanden anbieten, dass wir gegen die allgemeine Unruhe trotzdem feiern - und keiner ist ausgeschlossen, auch die Schwächsten dürfen sich sicher fühlen."