Bielefeld, Mainz (epd). Asylbewerberheime könnten einer Studie zufolge wegen der hohen Personendichte zu Hotspots für Corona-Infektionen werden. In den Sammelunterkünften könnten die Corona-Verordnungen oft nicht eingehalten werden, heißt es in einer Studie der Universität Bielefeld, über die der SWR am Dienstag berichtete. Laut den Studienautoren sei das Infektionsrisiko in den Unterkünften mindestens so hoch wie auf Kreuzfahrschiffen.
Bei einer Unterbringung von teilweise mehreren hundert Personen auf engem Raum sei es unmöglich, Abstandsregeln oder Hygienevorschriften in den Einrichtungen einzuhalten, erklären die Autoren demnach weiter. Mehrer Menschen seien in engen Zimmern untergebracht, Toiletten und Duschen würden gemeinsam genutzt und das Essen nicht getrennt zubereitet.
Bislang lägen erst Zwischenergebnisse vor, sagte der Leiter der Studie, Kayvan Bozorgmehr, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Auswertung sei voraussichtlich in der kommenden Woche abgeschlossen. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich die bisherigen Erkenntnisse im Grundsatz kaum verändern würden, erklärte der Professor für Public Health an der Uni Bielefeld. Die Ergebnisse der Universität Bielefeld und von Wissenschaftlern des "Kompetenzzentrum Public Health Covid-19" basieren auf 1.367 gemeldeten Corona-Infinzierten unter 6.083 Asylbewerbern, die zum Zeitpunkt der Untersuchung in 23 Einrichtungen unter Quarantäne standen.
In einem Flüchtlingsheim im nordrhein-westfälischen St. Augustin etwa sollen sich mehr als 130 Flüchtlinge mit dem Corona-Virus infiziert haben. Nach Bekanntwerden mehrer Corona-Infektionen in der Flüchtlingsunterkunft wurden laut der Bezirksregierung Köln alle Bewohner und Mitarbeiter - insgesamt 300 Menschen - getestet. Das Thema wird auch den nordrhein-westfälischen Landtag beschäftigen: Die Grünen-Fraktion forderte in einem Plenarantrag unter anderem die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in kleineren Gruppen sowie breit angelegte prophylaktische Corona-Tests in den Flüchtlingsunterkünften.