Washington/Genf (epd). Die Weltgesundheitsversammlung hat eine unabhängige Bewertung der internationalen Reaktion auf den Corona-Ausbruch beschlossen. Im Mittelpunkt der Untersuchung soll die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen, wie es in einer am Dienstag in Genf angenommenen Resolution heißt. Die Versammlung verabschiedete das Dokument nach Angaben der französischen Regierung im Konsens.
Die EU hatte die Resolution eingebracht, die von vielen anderen Staaten offen unterstützt wurde. "Gemeinsam ruft die Weltgemeinschaft darin zu gerechtem und fairem Zugang zu Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika auf", erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Das sei ein großer Erfolg und ein wichtiges Zeichen der internationalen Geschlossenheit im Kampf gegen das Corona-Virus.
In dem Text wird auch die Führungsrolle der WHO im Kampf gegen die Pandemie festgeschrieben. Maas betonte, es gelte, die WHO "zu stärken, zu unterstützen und für die Zukunft noch besser aufzustellen". Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump den Druck seiner Regierung auf die WHO weiter erhöht. Trump drohte in einem Brief an den WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, die US-Zahlungen endgültig einzustellen und die Organisation zu verlassen, sollte sie sich nicht in den nächsten 30 Tagen zu wesentlichen Veränderungen verpflichten.
Trump veröffentlichte das Schreiben auf Twitter. Er wirft der WHO eine zu große Nähe zum Corona-Ursprungsland China, Inkompetenz und Vertuschung vor. So habe China die WHO am 21. Januar gedrängt, keinen internationalen Gesundheitsnotstand angesichts des Corona-Ausbruchs auszurufen. Die WHO habe dem Ansinnen Chinas Folge geleistet. Kritik an der Rolle der WHO kam auch von anderen Ländern wie Australien.
Trump betonte in dem Brief an den WHO-Chef, dass er Mitte April einen vorübergehenden US-Zahlungsstopp an die UN-Organisation angeordnet habe. Eine US-Untersuchung der WHO-Reaktion auf den Ausbruch der Atemwegserkrankung Covid-19 habe seine Befürchtungen bestätigt und neue Verfehlungen zu Tage gebracht.
Unter den 194 WHO-Mitgliedern sind die USA traditionell der größte Beitragszahler. Die US-Amerikaner bestreiten laut der WHO 553 Millionen US-Dollar für den Haushalt 2020/2021 in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar. Am Dienstagabend sollte die verkürzte Weltgesundheitsversammlung der WHO enden, die im Zeichen der Corona-Pandemie stand und erstmals online abgehalten wurde.