Essen, Berlin (epd). Insgesamt 220.000 Zuwanderer unterbrechen nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wegen der Corona-Pandemie zurzeit ihre Integrationskurse. Das Bamf habe in den vergangenen Wochen ein Programm gestartet, um die Integrationsarbeit auch in der Coronakrise aufrechtzuerhalten, teilte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag mit. "Insbesondere durch digitale Angebote soll die Zeit der Kursunterbrechungen überbrückt werden." Zunächst hatten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Dienstag) darüber berichtet.
Demnach hat die Behörde rund 40 Millionen Euro aus dem aktuellen Haushalt zur Verfügung gestellt, um unter anderem die fest angestellten Lehrkräfte und die Honorarkräfte der Kursträger weiter zu beschäftigen. Hinzu kämen Unterstützungen aus dem Sozialschutzpaket der Bundesregierung. So hätten bereits rund 1.000 Träger von Integrations- oder Berufssprachkursen einen Antrag auf Hilfe nach dem Sozialdienstleister-Einsatzgesetz gestellt, erklärte der Sprecher. Die Träger bekämen bis zu 75 Prozent ihrer bisherigen Einnamen als Überbrückungshilfe ausbezahlt, bei Online-Lernangeboten sogar 85 Prozent.
Bisher habe das Bamf bereits rund 7.000 Online-Tutorien und virtuelle Klassenzimmer genehmigt, mit denen fast 83.000 Zuwanderer digital lernten. Begleitet von einer Lehrkraft, lösten die Flüchtlinge und Migranten in den Tutorien grammatikalische Aufgaben, füllten Lückentexte aus und machten Sprechübungen. "Das virtuelle Klassenzimmer kann den Ausfall des Präsenzunterrichts gut kompensieren, da in diesem Format der direkte Kontakt zwischen Teilnehmenden und der Lehrkraft sowie der Kontakt zwischen den Teilnehmenden untereinander möglich ist", hieß es.
Die Bamf-Abteilungsleiterin "Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt", Uta Saumweber-Meyer, betonte in den Funke-Zeitungen die Bedeutung solcher Angebote. "Wenn wir nicht personell und finanziell die Integrationsbemühungen auch in Zeiten der Pandemie aufrechterhalten, droht eine große Gruppe von Zuwanderern, vor allem Flüchtlinge, beim Ankommen in Deutschland zu scheitern", sagte sie. "Sie würden weniger schnell Anschluss an die deutsche Gesellschaft und an den Arbeitsmarkt finden."
Insgesamt erhofft sich das Bundesamt nach eigenen Angaben positive Auswirkungen auf das digitale Lernen im Bereich der Integration. Der Online-Unterricht könne den persönlichen Kontakt vor Ort zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern, aber auch unter diesen, nicht vollständig ersetzen, erklärte der Sprecher. In Zukunft könnten digitale Angebote aber die Präsenzveranstaltungen sinnvoll ergänzen.