Ein Pärchen sitzt unter einem Baum, ein junger Mann angelt Fische im Fluss, die Szenerie wird eingesäumt von bunten Landschaftsbildern, die Grundschüler gemalt haben. Der vierjährige Noah und sein sechsjähriger Bruder Joshua können sich kaum sattsehen an den vielen liebevollen Details auf ihrer Augenhöhe.
Aktuell ist im Vorraum der Maria-Magdalena-Kirche in Regensburg-Burgweinting die Schöpfungsgeschichte mit Figuren und vielen kleinen Requisiten nachgestellt. Bereits seit Palmsonntag dekoriert die Religionslehrerin Inge Frank gemeinsam mit ihrem Mann einen großen Tisch an der Fensterfront und lädt mit ihren szenischen Geschichten ein, zur Kirche zu kommen und biblische Geschichten aus einem anderen Blickwinkel heraus zu entdecken.
"Wir haben gemerkt, dass das bei Spaziergängern und Kindern sehr gut ankommt", sagt Pfarrerin Bärbel Mayer-Schärtel. "Sie bleiben stehen und unterhalten sich über die Szenen." Ursprünglich dekorierte Frank den Tisch im Inneren der Kirche zu besonderen Festen wie zu Ostern oder Pfingsten. Die Szenen wurden dadurch zu Bestandteilen der Gottesdienste.
Durch die Kirchenschließungen kamen Schärtel und Frank nun auf die Idee, die Szenen im Foyer zu zeigen, damit man sie von außen sehen kann. "Wir wollten der Gemeinde etwas anbieten, was über unser Online-Angebot hinausgeht", sagt die Pfarrerin. Die Architektur der Kirche mit großen Fenstern bietet sich dafür förmlich an. Die Einblicke durch die Fenster ins Innere wirken dekoriert wie ein Schaufenster. In der Nacht sei die Kirche zudem außen beleuchtet und da wirken die aufgebauten Szenen hinter Glas noch einmal anders.
Sozialkritischer Aspekt dabei
Angefangen hat die Religionslehrerin Inge Frank am Palmsonntag mit dem Einzug von Jesus nach Jerusalem. Danach baute sie das letzte Abendmahl auf, zeigte Jesus vor Pilatus, Petrus, der den Hahn krähen hört und schließlich die Ostergeschichte. Die Figuren hat Frank allesamt selber gemacht. "Ich arbeite schon 20 Jahre mit diesen Figuren", sagt sie. Sie werden Lea-Figuren genannt, kurz für "Lebendig. Erzählen. Ausdrücken". Man kann mit ihnen die Szenen besonders anschaulich nacherzählen. "Ich habe zu Hause zwei Kisten voll mit Figuren", sagt die Religionslehrerin. "Es sind bestimmt 100 Stück."
Bei der aktuellen Szene hat die Religionslehrerin auch einige Grundschüler eingebunden und sie Bilder zum Thema malen lassen, die nun einen farbenfrohen Hintergrund für die Szenerie bilden. Über die biblische Geschichte hinaus hat der Aufbau auch einen sozialkritischen Abschnitt. Es wird gezeigt, was heute der Schöpfung schadet. Zu sehen ist zum Beispiel Müll. "Wir wollen auch zum Nachdenken anregen", sagt Frank.
Für jeden neuen Aufbau benötigt die Lehrerin etwa eine Stunde. "Es ist aufwendig", gibt sie zu. "Man braucht viel unterschiedliches Material und es dauert, bis es gut aussieht." Vor allem bei Eltern mit kleinen Kindern sind die wechselnden Szenen beliebt. "Besonders schön ist es, wenn die Eltern die Geschichte nacherzählen können", sagt Schärtel.
Aber auch Franks Schüler haben die Szenen regelmäßig angesehen und viele Spaziergänger, die an der Kirche vorbeikamen, sind stehengeblieben. "Als längerfristiges Angebot über das ganze Jahr hinweg waren die Szenen im Foyer nicht gedacht", sagt Frank. Allerdings fiel das Interesse so groß aus, dass es nun doch Überlegungen gibt, die dekorierten Schaufenster der Kirche beizubehalten, sagt Mayer-Schärtel.