Berlin (epd). Umfragen haben einer Studie zufolge direkten Einfluss auf die Rhetorik der Bundesregierung. Demnach passt sich die Kommunikation der Bundesregierung der öffentlichen Meinung an, wie es in der im "American Journal of Political Science" veröffentlichten Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) heißt, über die die Forschungseinrichtung am Montag berichtete. Um das nachzuweisen, hätten die beiden Gastwissenschaftler am WZB, Anselm Hager und Hanno Hilbig, auf etwa 150 Umfragen des Bundespresseamts (BPA) in der Legislaturperiode von 2009 bis 2013 zurückgegriffen.
In diesen Umfragen großer Meinungsforschungsinstitute für die Bundesregierung werde die Bevölkerung regelmäßig zu verschiedenen Themen befragt. Die Forscher setzten die Umfrageberichte in Bezug zu mehr als 20.000 veröffentlichten Regierungsreden. Dabei wurden mit Hilfe neuer statistischer Verfahren sprachliche Ähnlichkeiten zwischen den Berichten des Bundespresseamtes und den Reden festgestellt.
Sobald das Bundespresseamt repräsentative Umfragen an das Bundeskabinett und die Bundeskanzlerin weitergeleitet habe, habe sich die Rhetorik der Bundesregierung modifiziert, so das WZB. Die Kabinettsmitglieder änderten dabei nicht nur die Themen ihrer Reden (Agenda Setting), sondern hätten auch inhaltliche Positionen der Umfragen übernommen. "Angesichts der bewegten Diskussion zu Covid-19 ist es aufschlussreich zu sehen, dass die Bundesregierung die Meinung der Bevölkerung genau registriert und sprachlich reflektiert", erklärte Hager.