Dortmund (epd). Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verzeichnet angesichts der Debatte über intensivmedizinische Behandlungen bei schweren Corona-Krankheitsverläufen keine veränderten Einstellungen bei Ratsuchenden. Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag in Dortmund, die 2.000 Anrufer bei den Patientenberatern der Stiftung seit Beginn der Corona-Krise hätten deutlich gemacht, dass sie nicht grundsätzlich eine Intensivtherapie für sich ausschließen wollen. Stattdessen wollte etwa die Hälfte der Anrufer selbst in der Hochzeit der Infektionswelle eine Intensivtherapie einfordern, erläuterte Brysch.
Viele Anrufer hätten die Angst geäußert, in einer möglichen Triage - also in einer notfallmedizinischen Überlastungs- und Abwägungssituation - keine lebensrettende Behandlung mehr zu erhalten, erläuterte Brysch. Mittlerweile schlössen sogar drei Viertel der Anrufer die Intensivtherapie nicht grundsätzlich aus.
Auch sei am Patientenschutztelefon zu bemerken, dass das Interesse an differenzierten Patientenverfügungen wächst, betonte Brysch. "Die oft propagierte Gleichung, dass an Covid-19 erkrankte Senioren einen schnellen Tod sterben wollen, ist falsch." Im Gegenteil, die Menschen wollten mehr Aufklärung über Heilungschancen und Nebenwirkungen. "Schema F in der Klinikroutine soll so ausgeschlossen werden." Das verlange nach individuellen Willenserklärungen.
Brysch ermunterte Ratsuchende, ihren Text in der Patientenverfügung zu überprüfen. Denn Krankheitssituationen und Behandlungswünsche müssten darin explizit aufgeführt werden. "Ist das der Fall, muss die Patientenverfügung auch wegen Corona nicht geändert werden."